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Wenn "Steine" Geschichten erzählen ...

Alle Bilder: © Josef Pfleger
Alle Bilder: © Josef Pfleger

Die Mineraliensammlung im Horner Museum ist klein aber fein. Großteils besteht sie aus speziellen Quarzfunden aus dem Waldviertel. Was die Sammlung aber so richtig interessant macht, sind die Geschichten, die hinter den einzelnen Stücken und deren Auffindung stecken. Solche erzählte uns Mineraliensammler Amand Körner, der zusammen mit Albert Prayer die Sammlung betreut.

Körner brachte uns auch zu einigen Fundstätten mit besonderem Hintergrund, wo wir Fotos zur Illustration dieses Artikels schießen konnten, da von den Grabungen selbst wenig Bildmaterial vorhanden ist.

 


Auflauf tschechischer Grenzsoldaten: "Ned amol ignorieren!"

Dieser wunderschöne Milchquarz wurde auf einem Acker ganz nahe der tschechischen Grenze gefunden. Die Grabungen der Mineraliensucher rund um Amand Körner lösten nicht nur einen Auflauf tschechischer Grenzsoldaten aus, sondern veranlassten die Tschechen sogar, ein Kleinflugzeug zur Aufklärung der Vorgänge über die Grenze zu schicken. 

 

Dies ist der Acker an der Grenze, auf dem Amand Körner und seine Mitstreiter vor 40 Jahren nach Quarzen gruben. 

 

Die Grabungen machten die tschechischen Grenzsoldaten ziemlich nervös. Sie marschierten inklusive Suchhund in Kompaniestärke genau an dieser Stelle  auf und hatten auch ein geländegängiges Fahrzeug dabei. Mit Argusaugen beobachteten sie mit ihren Ferngläsern das Treiben der Männer auf dem Acker.

 

Dieses Bild, von der tschechischen Seite aus fotografiert, zeigt die Staatsgrenze und den Acker im Hintergrund. Hier schauten auch österreichische Grenzer vorbei, die auf Grund des mulmigen Gefühls der Mineraliensucher über die hektische Tätigkeit der Tschechen informiert worden waren. Die Uniformierten blieben gelassen und gaben folgenden Rat: "Ned amol ignorieren."

Das befolgten die Männer und wurden fündig.

 


Dallein: "Kleiner, armer Bauer" entpuppte sich als Großgrundbesitzer

Auch dieser Quarz hat eine besondere Geschichte zu erzählen: Als der als Schulwart tätige Amand Körner im Archiv des Horner Gymnasiums Jahresberichte einordnete bzw. bestimmte Berichte suchen musste, fiel ihm ein Bericht aus dem ganz frühen 20. Jahrhundert auf, in dem die Rede von Quarzfunden in Dallein war. Daraufhin machte er sich im Herbst nach dem Umpflügen auf den Weg, suchte den Acker und fand dort auf Anhieb vielversprechende Quarzsplitter.

 

Einen dem Aussehen nach "kleinen, armen Bauern" fragte er nach dem Besitzer, um diesen um die Grabungserlaubnis bitten zu können. Die Antwort verblüffte Körner ordentlich: "Du kannst graben, der Acker, der von hier bis zur Straße und zum Wald da hinten geht, gehört mir. Und ich habe noch ein paar so Flecken. Da kannst du überall graben. Je mehr Steine du mitnimmst, umso besser ist das für mich."

 


 

Suche nach Granat: Wenn der Caterpillar einmal ausfällt ...

Dieser Granat-besetzte Schiefer verhalf Aman Körner zu einem besonderen Jobangebot.

 

Nach einer Hangrutschung im Pernegger Graben wurden von Baumaschinen tonnenweise Gesteinsbrocken von der Straße befördert bzw. am rutschenden Hang selbst bewegt. Eine solche Gelegenheit, Granate zu suchen, ließen sich Amand Körner und seine Männer natürlich nicht entgehen. Sie rückten nach der "Arbeitsgenehmigung" durch die Straßenmeisterei mit Brecheisen ...

 

... und Spitzhacke aus und zerlegten riesige Gesteinsbrocken. Der damals zuständige Straßenmeister schaute ihnen bewundernd zu. Dann kam plötzlich das spezielle Angebot: "Wenn mir einmal ein Caterpillar ausfällt, könnt's kommen und weitermachen ... "

Die Schwerarbeit hat sich gelohnt. Wunderschöne Granate aus dem Pernegger Graben sind im Museum und in den Privatsammlungen von Körner und Prayer zu finden.

 


Nur wenige Fotos von den Fundstellen 

Es ist natürlich so, dass die Mineraliensucher ihre Fundstellen nicht an die große Glocke hängen und veröffentlichen, weil sonst ungebetene "Gäste" ausschwärmen und dort ebenfalls graben. Daher gibt es nur wenige Fotos. 

Ein paar hängen aber im Vorhaus von Amand Körner, die ihn bei der Grabung nach Rauchquarzen im Oberen Waldviertel zeigen. Gefunden wurde darunter auch dieses Prachtexemplar in fast 2 Metern Tiefe.

"Das Minerale-Suchen ist eben auch Knochenarbeit ", bestätigt Amand Körner mit einem verschmitzten Lächeln ...

 

Autor des Fotos ist - wie könnte es andern sein - Albert Prayer.

 

Sonderausstellung im Museum Horn

Am 1. April 2025 wird um 14:00 Uhr die Sonderausstellung "Berylliumminerale aus der Sammlung Albert Prayer" im Horner Museum eröffnet. Wir werden auch über diese speziellen Funde und Grabungen noch vor der Ausstellung berichten.

Josef Pfleger