Karlheinz Hulka stellt die Waldviertel-Bibliothek im Museum Horn vor, die 1990 aus der Vereinigung der Museumsbibliothek mit der Bibliothek des Waldviertler Heimatbundes entstanden ist. Die Bestände der Bibliothek des Waldvierteler Heimatbundes wurden hauptsächlich mittels Buchschenkungen aufgebaut und befanden sich ab ungefähr 1950 in Krems. Heute umfasst der gesamte Bücherbestand rund 16.600 Datensätze, der kontinuierlich erweitert wird. Das Sammelgebiet konzentriert sich auf mit dem Waldviertel direkt zusammenhängende Werke und Veröffentlichungen.
Über die „WHB-Datenbank“ berichten Ivan Božić, Diana Davit, Christian Erlinger, Thomas Havelka, Markus Holzweber, Mirko Kosović und Sally Othman. Dieses Gemeinschaftsprojekt wurde mit Studierenden an der Fachhochschule des BFI Wien und dem Waldviertler Heimatbund umgesetzt. Die Autorinnen und Autoren beschreiben darin die Umsetzung des Projekts, das von der Fachhochschule bei einer Projektvernissage mit dem zweiten Platz ausgezeichnet wurde. Die Online-Bibliotheksrecherche des WHB umfasst nunmehr die Bestände der Waldviertel-Bibliothek und die Artikel der Schriftenreihe sowie der Zeitschrift „Das Waldviertel“. Sofern Volltexte als PDF vorhanden sind, wird direkt auf diese verlinkt. Für geschichtlich Interessierte konnte nun eine einheitliche Suchmöglichkeit geschaffen werden, die derzeit 20.733 Einträge umfasst.
Der Zwettler Stadthistoriker Friedel Moll widmet sich der turbulenten Zeit der Zwischenkriegszeit in Zwettl. Aus der Gemeinderatswahl vom 12. März 1933 gingen nämlich die Nationalsozialisten als klare Sieger hervor. In der ersten Sitzung des neugewählten Gemeinderats wurde der Rechtsanwalt Dr. Franz Beydi gewählt, der seit 1931 Mitglied der NSDAP war. Unter seinem Vorsitz fanden zwei Gemeinderatssitzungen statt. Nach Anschlägen der Nationalsozialisten wurden diese in Österreich verboten. In der überwiegend konservativ eingestellten Stadt Zwettl folgte der Sozialdemokrat Josef Pexider als Bürgermeister nach. Auch er hatte keine lange Amtszeit, wurde er doch im Februar 1934 verhaftet und in das Anhaltelager Wöllersdorf eingeliefert.
Elisabeth Wögenstein widmet sich dem Thema Migration während des Ersten Weltkriegs. Vor mehr als 100 Jahren, im Herbst des Jahres 1914, wurden große Sammellager in Niederösterreich zur Unterbringung von etwa 30.000 Kriegsflüchtlingen, etwa aus Galizien, angeordnet. Gmünd bot hier mit dem Bahnknotenpunkt eine ausgezeichnete Lage. Hier wurden die ruthenischen Flüchtlinge untergebracht, mit Nahrung und Medikamenten versorgt und unterrichtet. Das Leben im Lager war aber keine Idylle, tausende Menschen starben an Seuchen und Krankheiten. Im Übrigen: Der Terminus „Ruthene“ war eine Schöpfung der Administration der Habsburgermonarchie und bezeichnete die ukrainische Bevölkerung, die sich auch heute wieder auf der Flucht befindet.
Die Glocken der Pfarr- und Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Neukirchen am Ostrong beschreibt Herbert Neidhart. Dem Bericht ist unter anderem auch zu entnehmen, dass Glocken immer wieder (im Ersten wie im Zweiten Weltkrieg) für Kriegszwecke abgeliefert wurden.
Mit der Pilgerfahrt des Altenburger Benediktinerpaters Friedrich Endl beschäftigt sich Renate Seebauer. Endl trat 1894 die Reise ins Heilige Land an und machte seine Reiseerinnerungen in Buchform einem größeren Publikum zugänglich. Es dürfte ihn auf dieser Reise neben den Sehenswürdigkeiten und Heiligen Stätten auch die mediterrane Pflanzenwelt beeindruckt haben. Renate Seebauer konzentriert sich in ihrem Beitrag auf die Frage, wie ein Geistlicher aus dem Waldviertel Transport, Unterkunft und Verpflegung wahrgenommen hat.
Waldviertler Kulturberichte, ein Leserservice und die Mitteilungen des WHB ergänzen das 112 Seiten starke Heft (2/2022).
Ein Heft der Zeitschrift „Das Waldviertel“ kostet 8 Euro. Ein Bezug ist über die Website www.daswaldviertel.at möglich.
Agnes Wagner