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Quo Vadis Maria Dreieichen?

Einer meiner Lieblingsorte in der unmittelbaren Nähe Horns ist und war stets Maria Dreieichen.

Der Gnadenort der „Schmerzensreichen Gottesmutter Maria“ hat schon seit Kindestagen bei jedem Besuch immer einen mächtigen Eindruck in mir hinterlassen, und auch unsere gesamte Familie war zu allen Zeiten engstens mit der Kirche und dem ganzen Ort in Liebe und Achtung verbunden.

So haben sowohl meine Eltern als auch meine Schwester in der wunderbaren Basilika den Bund für ihre Ehen geschlossen und sich dort damit Kraft und Heil für ihre lang andauernden gemeinsamen Jahre geholt.

Auch ihre Silberhochzeits-Jubiläen und viele Geburtstags- und andere Dankesfeiern unserer Familie hatten stets und selbstverständlich Maria Dreieichen zum Ziel.

 

Schon als Volksschüler und Ministrant der Pfarrkirche in Horn - bei diversen Wallfahrten - oder als Teilnehmer am traditionellen Erstkommunions-Dank- und Bittgang nach der Vormittags-Liturgie und der Mittags-Jause im Pfarrhof in Horn - war Maria Dreieichen für mich ein jeweils nicht wegzudenkendes Highlight solcher stets ereignisreichen und (be)merkenswerten Tage.

 

Dabei waren es neben den religiösen und liturgischen Eindrücken vor allem die besonders schmucken Devotionalien- und Andenken–Kioske („Standln“), die im Ort am kirchenseitigen Straßenrand in einer langen Reihe „aufgefädelt“ sind.

Ich kann das Bild dieser meist mit religiösem aber auch ungewöhnlich  „weltlichem“ Tand und Firlefanz überquellenden „Ein-Fenster- Boxen“ mit ihren oft hinter der Fülle des Angebotes gar nicht mehr sichtbaren freundlichen älteren Markt-Frauen bis heute nicht aus meinem Gedächtnis bringen, und es war für meinen Vater fast unmöglich, den jeweils beharrlich vorgebrachten unstillbaren Wünschen des kleinen „Sprösslings“ nicht durch Kauf eines (wenigstens kleinen) Präsents aus der vorhandenen „Riesenauswahl“ nachzugeben. (Übrigens: Länger als bis zum abendlichen Eintreffen zu Hause hat so ein Geschenk kaum einmal gehalten...!)

 

Auch der Besuch eines der damals noch bis zu acht florierenden Gasthäuser und die dabei übliche ausgezeichnete „Frankfurter mit Senf- Würstel-Jause“ hat seinen Platz bis heute wohltuend in meinen Erinnerungen behalten - und sogar viel später besuchte ich – jetzt schon mit meiner eigenen Familie samt „Erstkommunions-Kind“ - immer wieder gerne den einen oder anderen (noch vorhandenen!) Restaurantbetrieb.

 

Und bis heute noch ist es mir ein Anliegen geblieben, Ort und Kirche mindestens ein bis zweimal pro Woche kurz zu besuchen und dabei während eines kleinen Spazierganges mit anschließendem Kirchenbesuch (die „Kerzenkapelle“ gehört zu meinen bevorzugten „Nischen“ in der Basilika) zusammen mit meiner Frau längst vergangenen Zeiten gedanklich „nachzuhängen“.

 

Dabei bemerke ich aber mehr und mehr – und das ist die eigentliche Motivation für diese meine hier niedergeschriebenen Gedankengänge - wie der gesamte Ort und sein früher so einladendes Ambiente langsam aber stetig dem „Verfall“ anheimfallen!

 

Was hat sich doch alles im Laufe der Zeit z. T. unbemerkt aber doch permanent (zum Schlechteren!) verändert:

Von den ursprünglich acht Gastro-Betrieben sind lediglich 2 (in einer Familienhand!) noch baulich vorhanden und als Betriebe am Leben, einen dritten gibt es nur mehr als (stillgelegte und leerstehende!) Immobilie, der Rest ist nicht einmal mehr als Bauwerk vorhanden. Die Häuserreihe an der Südseite der Straße – gegenüber der „Standl-Zeile“ wurde ja längst abgerissen, nur ein ungepflegter kleiner „Armen-Stadl“ (bewohnt? - oder doch nicht mehr?) am unteren Eck des Areals verdeckt teilweise den Blick vom großen Kirchen-Parkplatz auf die so entstandene, mit schmucklosem Gras- und Unkrautbestand übersäte Baulücke...!

 

Kläglich gescheitert ist leider auch ein vorsichtiger „Orts-Belebungs-Versuch“ vor einigen Jahren, als eines der letzten Wirtshäuser zu einem Seniorenwohnheim samt Restaurant mit Veranstaltungszentrum umgestaltet werden sollte. Grundsätzlich eine gute Idee – die praktische Ausführung war aber nicht sehr lange am Leben!!

 

So bleibt denn die Frage „Quo Vadis Maria Dreieichen?“ für mich und viele andere Besucher und Interessierte leider weiterhin unbeantwortet. Der allmähliche Rückgang der „Wallfahrts-Kultur“ in Österreich oder die zuletzt schon so lange anhaltende Pandemie mit all ihren Einschränkungen dürfte ja eigentlich kein Grund dafür sein, dieses einst so beliebte religiöse und touristische Ausflugsziel so total „verfallen“ zu lassen.

Offenbar gibt es aber niemanden, der sich für die Erhaltung und Wiederbelebung des Ortes als ehemals lokales und regionales Juwel zuständig fühlt.

Und so kann man nur dabei zusehen, wie die Bausubstanz samt „Optik“ der „Standl-Zeile“ und damit das gesamte „Drumherum“ des Ortes täglich (ja sogar stündlich!) mehr und mehr „verfällt“.

 

Und wenn sich jetzt nicht einmal mehr jemand um die „verborgene“ Infrastruktur kümmert (z. B. um die für einen Wallfahrtsort dieser Dimension ohnehin stets „mickrig“ proportionierte Toilettenanlage), dann ist wohl bald endgültig alles zu spät!

Eigentlich schade!

Text und Bilder: Roland Gatterwe