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Allerheiligen und Allerseelen: Ursprung, Bedeutung und Bräuche

Allerheiligen und Allerseelen, 1. und 2. November, sind mittlerweile „die“ Totengedenktage im Jahreskreis. Die Menschen besuchen und schmücken die Gräber ihrer Verstorbenen und nehmen an der Gräbersegnung teil, die mittlerweile  meist am Allerheiligentag stattfindet.

 

Traditionell werden zu Allerheilgen die Gräber mit Kerzen, Blumen oder Kränzen geschmückt. Im Bild der Horner Stadtfriedhof am 31. Oktober 2020

Bild© Josef Pfleger

 

Allerheiligen

Ursprünglich war „Allerheiligen“ der Festtag für alle Märtyrer. Später wurden auch Menschen, die ihr Leben zur Gänze Gott widmeten, heiliggesprochen. Aufgrund der immer größer werdenden Anzahl der Heiligen konnte man ihrer nicht mehr einzeln an einem bestimmten Tag gedenken, daher legte Papst Gregor III. im 8. Jahrhundert den Festtag auf den 1. November.

Heute wird nicht nur der Heiligen gedacht, sondern auch - wie es im Messbuch heißt - aller "verstorbenen Brüder und Schwestern, die schon zur Vollendung gelangt sind". 

 

Allerseelen

Allerseelen dagegen war seit jeher der Gedenktag für alle Verstobenen und der armen Seelen im Fegefeuer. Durch Gebet, Fürbitte, Almosen und Friedhofsgänge gedenken die Menschen ihrer und widmen ihnen Ablässe. An diesem Tag fand ursprünglich die Gräbersegnung statt.

Die Wurzeln von Allerseelen gehen auf das Jahr 998 zurück, in dem der Abt des französischen Benediktinerklosters Cluny, Odilo von Cluny, den Tag als Gedenktag für alle verstorbenen Gläubigen in seinem Kloster bestimmte. Die offizielle Festsetzung des Gedenktages von Seiten der katholischen Kirche erfolgte erst viel später - im Jahr 1915 durch Papst Benedikt XV.

 

Gräbersegnung durch Stadtpfarrer P. Albert Groiß mit ganz wenigen Friedhofsbesuchern im Pandemiejahr 2021 

Bild: © Martin Pfleger

Was verbindet beide Tage?

 „Dass sich das Totengedenken mehr und mehr auf den Allerheiligentag verschoben hat, hat vor allem pragmatische Gründe, schließlich ist Allerheiligen ein gesetzlicher Feiertag. Aber auch theologisch stehen beide Feste in einem engen Zusammenhang. So gründen Allerheiligen und Allerseelen in der christlichen Überzeugung, dass durch Jesus Christus eine Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten besteht. Der Blick weitet sich vom irdischen Leben hin zur himmlischen Vollendung“, heißt es auf der Homepage der Erzdiözese Wien. In der Offenbarung (21,3-4) heißt es dazu: „Seht, die Wohnung Gottes unter den Menschen! Er wird in ihrer Mitte wohnen, und sie werden sein Volk sein; und er, Gott, wird bei ihnen sein. Er wird alle Tränen von ihren Augen abwischen: Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal. Denn was früher war, ist vergangen.“

 

"Das jüngste Gericht - die Auferstehung" - Deckenfresko von Johann Cyriak Hackhofer in der Sakristei des Chorherrenstiftes Vorau.

Bild: © Josef Pfleger

 

Gefallenengedenken und Sammlung für die Kriegsgräberfürsorge

Traditionell werden an den beiden Gedenktagen zu Ehren der gefallenen Soldaten aller Kriege auf Kriegerfriedhöfen und Kriegerdenkmälern durch den Österreichischen Kameradschaftsbund, das Bundesheer, das Österreichische Schwarze Kreuz, das jeweilige Bundesland und die Gemeinden Kränze niedergelegt. An den Friedhofstoren wird für die Erhaltung der österreichischen Kriegsgräber im In- und Ausland durch das Schwarze Kreuz – Kriegsgräberfürsorge gesammelt. Es wird dabei vom Kameradschaftsbund, dem Bundesheer und anderen Freiwilligen unterstützt.

 

Kranzniederlegung für die Gefallenen und Vermissten der Kriege beim Horner Kriegerdenkmal zu Allerheiligen 2019: Organisator

Vzlt Wilfried Spittaler, Bgm. LAbg. Jürgen Maier, ÖKB-Obmann StR Manfred Daniel, NÖKB-Präsident SR Josef Pfleger, Stadtpfarrer P. Albert Groiß, Kasernkommandant Oberst Andreas Hausleitner, Diakon OSR Heribert Riegler, Vbgm. Gerda Erdner und Bezirkshauptmann Mag. Johannes Kranner

Bild: © Martin Pfleger

 

Brauchtum rund um den Allerheiligenstriezel

In vielen Regionen Österreichs bekommen die Patenkinder von Ihren Paten einen „Allerheiligenstriezel“ oder „Allerheiligenzopf“, eine symbolische Form der Seelenspeisung, geschenkt.

Die "Godln" von Luise und Jakob haben ihre  "Allerheiligenpflicht" erfüllt - die beiden Kinder  werden sich die "symbolische Seelenspeisung" sicher schmecken lassen.

Bild: © Josef Pfleger

 

Im Kameradschaftsbund haben um Allerheiligen das "Striezelschnapsen" und das "Striezelpaschen" - letzteres vor allem im Weinviertel - Tradition. Beim Schnapsen sind logischerweise die Schnapskarten im Spiel, beim "Paschen" die Würfel.

Der Reinerlös geht dabei an soziale Einrichtungen.

JKP