125 Jahre Freiwillige Feuerwehr Breiteneich: Historische Splitter

Die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr im Jahr 2013 unter Kommandant Josef Navratil (1. Reihe, Fünfter von links)

Hintere Reihe stehend: Philip Amon, Patrik Amon, Daniel Kugler, Jürgen Grecher, Andreas Toifl und Reinhard Toifl

Mittlere Reihe stehend:Bank Vig, Josef Neunteufl, Andreas Amon, Walter Fraberger jun., Wilhelm Amon, Anita Amon und Walter Amon

Vordere Reihe sitzend: Leopold Steinbauer, Emil Koll, Walter Fraberger sen., Johann Winkelhofer (Kdt. ab 2011), Johann Navratil (Kdt. 2011-2021), Johannes Toifl, Johann Toifl, Josef Amon (Ehrenkommandant) und Ludwig Öhlknecht

Bild: Foto Andraschek, Horn

 

Im Gebiet der Stadtgemeinde Horn existieren gegenwärtig vier Freiwillige Feuerwehren. Dem Gründungsalter nach sind das: FF Horn (1873), FF Mödring (1892), FF Mühlfeld (1894) und FF Breiteneich (1896). Die 1951 in Doberndorf ins Leben gerufene Freiwillige Feuerwehr wird seit 1976 als abgesetzte Gruppe der Feuerwehr Horn geführt.    

 

Gegründet als Vereine

Die organisierte Brandbekämpfung durch Freiwillige Feuerwehren setzte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein. Die ersten Freiwilligen Feuerwehren in Österreich wurden 1857 in Innsbruck, 1861 in Krems und 1862 in Wiener Neustadt und Hainburg gegründet. Diese wurden in der Anfangszeit als Vereine konstituiert, in Niederösterreich sind sie seit 1969 Körperschaften öffentlichen Rechts. 

 

1896: Der Beginn

Oft waren größere Brände der Anlass, um eine Feuerwehr zu gründen. In Breiteneich ging die Initiative zur Gründung von der Gemeindevertretung aus. Bürgermeister Rudolf Fraberger, sein Stellvertreter Johann Gieler, die Gemeinde-Ausschuss-Mitglieder Franz Silberbauer und Franz Hammer sowie Volksschulleiter Franz Hengelmüller reichten bei der NÖ Statthalterei die Statuten ein, die am 6. März 1896 genehmigt wurden.

 

1904: Brand vernichtete 19 Häuser

Ein verheerender Brand äscherte im Jahr 1904 innerhalb von zwei Stunden in Breiteneich 19 Häuser samt Wirtschaftsgebäuden ein. Der Brand war im Haus Breiteneich Nr. 6 ausgebrochen und auch der barocke Zwiebelturm der Kapelle wurde ein Raub der Flammen. Ein zweites Beispiel für frühere Brandgefahren: Solange auf der Kamptalbahn zwischen Sigmundsherberg und 

Hadersdorf Dampflokomotiven fuhren, löste der Funkenflug immer wieder Waldbrände aus.

 

Vom Löscheimer zur Motorspritze

Lange Zeit bildeten im Falle von Feuer die Bewohner eines Ortes „Eimerketten“, um das Löschwasser an den Brandherd heranzuschaffen. Mit der Gründung der Feuerwehr stand eine entsprechende Mannschaft zur Verfügung. Geräte wie Handspritzen, Leitern, Ledereimer und Feuerhaken zählten vielfach zu den ersten Ausrüstungen. In Breiteneich erfolgte ein wichtiger Modernisierungsschub mit dem Ankauf einer ersten Motorspritze der Firma Rosenbauer im Jahr 1932. Die „Motorspritzenweihe“ wurde mit einem Kirtag verknüpft und daraus wurde ein richtiges Volksfest.

 

NS-Zeit

1939 wurden die Freiwilligen Feuerwehren als Vereine aufgelöst. Die Feuerwehren wurden zu einer polizeilichen Hilfstruppe umorganisiert. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Feuerwehren wieder als Vereine reaktiviert.

 

105 Jahre ohne Frauen

105 Jahre lang war die Feuerwehr Breiteneich eine reine Männerorganisation. Erst mit 26. Juli 2001 traten die ersten Frauen in die Feuerwehr Breiteneich ein: Anita Amon, die Tochter des damaligen Kommandanten Josef Amon und Anna Winkelhofer, die Gattin des damaligen Kommandanten-Stellvertreters. Die dritte Frau, die in die Feuerwehr Breiteneich eintrat, war Pia Schöfbeck.

 

1996: 100-Jahr-Feier

Drei Tage lang, vom 24. bis 26. Mai 1996, feierte die Freiwillige Feuerwehr Breiteneich das 100-Jahr-Jubiläum. Es begann am ersten Tag mit einem Heurigenbetrieb, Oldie- und Disko-Abend. Am zweiten Tag fand eine Unterabschnittsübung statt, an der sich die Feuerwehren von Breiteneich, Horn, Mödring, Mühlfeld, Stockern und Klein-Meiseldorf beteiligten. Am dritten Tag ergriffen bei einer Festfeier LAbg. Franz Kurzreiter, Bürgermeister Karl Rauscher und Unterabschnittskommandant Albert Groiß das Wort. Dieser Tag klang mit einem Zillenfahren auf dem Löschteich aus. Kommandant Josef Winkelhofer stellte mit Werner und Reinhard Winkelhofer eine Festschrift „1896-1996“ zusammen.

 

2018: Neues Einsatzfahrzeug

Als 2018 das neue Fahrzeug, ein Hilfeleistungsfahrzeug, ein Mercedes Sprinter, in Breiteneich eintraf, erklärte Kommandant Johann Navratil, die Feuerwehr Breiteneich habe im Laufe ihres Bestehens erst drei Fahrzeuge im Einsatz gehabt. Das neue Fahrzeug mit einem 300-Litertank kostete 132.000 Euro. 

 

 

9. September 2018: Segnung des neuen Einsatzfahrzeuges im Meierhof Breiteneich durch Stadtpfarrer P. Albert Groiß.                  

Bild: Erich Rabl, Horn

2021

Mit 1. Jänner 2021 hatte die Feuerwehr Breiteneich 40 Mitglieder (34 Aktive, fünf Reservisten und einen Gast-Feuerwehrmann). Dazu kommen noch fünf Mitglieder der Feuerwehrjugend. Bei der Neuwahl am 29. Jänner 2021 kandidierte Kommandant Johann Navratil aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr. Der bisherige Stellvertreter Johann Winkelhofer wurde zum neuen Feuerwehr-Kommandanten gewählt.

 

Geschichte Breiteneichs

Eine ausführlichere Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Breiteneichs wird das Buch „Geschichte Breiteneichs im Horner Becken“ beleuchten. Das Buch wird die Geschichte des Ortes von der Urgeschichte bis zur Gegenwart umfassen und vom Dorferneuerungsverein Breiteneich unter Obmann Josef Amon herausgegeben. Es soll 2022 erscheinen. 

 

 

Dr. Erich Rabl, Stadtarchiv Horn