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"Ja mein Bruder ist ein Maler"

„Manchmal komm´ ich so klein mir vor mit meinen großen Tönen,

die im kleinsten Wind wie blauer Dunst verweh´n...

Und so etwas wie Eifersucht beginnt in mir zu brennen,

wenn ich dann seine Bilder seh´, so unvergänglich schön!

JA MEIN BRUDER IST EIN MALER – UND EIN BILD VON SEINER HAND KANN MEHR SAGEN ALS 1000 MELODIEN...!

JA MEIN BRUDER IST EIN MALER, ICH BIN NUR EIN MUSIKANT...

UND IN MANCHEN TRÄUMEN DA BENEID´ ICH IHN!"

 

Dieses Lied des verstorbenen großen Sängers und Entertainers Udo Jürgens – er hat es einmal für seinen Bruder Manfred, einen begnadeten Künstler der Gegenwart (Maler, Grafiker, Fotograf)  geschrieben -  kam mir ganz plötzlich in der Sinn, als ich am Freitag, dem 23.7.2021, um die Mittagszeit einen Anruf von Günther jun. entgegennahm und ihn sagen hörte: „Ich muss dir leider eine traurige Nachricht überbringen... – ,Paps' (oder sagte er ,da Votta´?) ist gestern in Schweden an einem Herzinfarkt verstorben!“

 

Es müssen wohl bestimmt etliche Sekunden vergangen sein, ehe ich mich „gesammelt“ hatte und imstande war, auf diese erschütternde Nachricht zu reagieren, zu antworten.

Mein ganzer Körper – von den Zehen bis zu den Haarspitzen – fühlte sich mit einem Mal wie gelähmt an ...

Günther – DER Asket, DER Gesundheitsapostel, DER durch und durch trainierte Paradesportler ... das kann nicht sein!

Das ist einfach unmöglich!

 

Und wie in einem Film, der in Zeitraffer abläuft, kamen mir sofort die vielen Stationen meines Lebens ins Gedächtnis, die ich zusammen mit Günther in nunmehr 40, 50 Jahren erleben durfte ...

 

Geboren im Jahr 1942 in Wiener Neustadt besuchte Günther Wieland die LBA in Krems und verbrachte seine Lehrer -Wanderjahre im Waldviertel  und wurde so zum Liebhaber dieser Region. Schließlich wurde er 1965 in Horn sesshaft.

 

Seiner früh gegründeten Familie – Günther heiratete seine Christine, eine Kindergärtnerin, die auch einer Lehrerfamilie entstammte, im Jahr 1965  - entwuchsen bald zwei stramme Söhne. Jeder übernahm später quasi eine der beiden Neigungen des Vaters: Günther, *1966, die sportliche und die Liebe zum Fußball,  Gernot, *1968, der Maler und Grafiker, die künstlerische und kreative .

Alle drei mussten ja gemeinsam erst im Februar dieses Jahres  ihrer  Christine – liebende Ehefrau und stets fürsorgliche Mutter  – ebenfalls viel zu früh - ins Grab nachblicken.

Meine Bekanntschaft, meine Freundschaft mit Günther Wieland geht auf die späten Sechzigerjahre zurück, beginnend mit meinem Eintritt in die Hauptschule Horn. Wir beide gehörten damals zu einer Gruppe von jungen, ambitionierten, sportlichen, hochmotivierten und zielstrebigen Lehrern - fast ausschließlich geprüfte „Turner“- die gemeinsam einen frischen Wind in die alten konservativen Gemäuer des ehrwürdigen Hauses an der Hamerlingstraße bringen wollten - und auch brachten!!

 

Dabei war Günther immer der Aufrichtige, der Gerechte, der Vorbildliche, der Tolerante, der Mahnende - aber auch oft der kumpelhafte und manchmal sogar väterliche Begleiter von uns allen und von den vielen ihm anvertrauten Schülerinnen und Schülern seiner Klassen.

 

Günther Wieland war:

  • Lehrer für Deutsch, Bildnerische Erziehung (damals hieß das Fach noch  „Zeichnen“) ... und Leibeserziehung („Turnen“) - und er war auch langjähriger Schulsportwochen- und Schikursleiter und damit Schilehrer vieler Schülergenerationen
  • Inhaber mehrerer Auszeichnungen durch LSR und BSR, Träger des Berufstitels „Schulrat“ für besondere pädagogische Erfolge

daneben war er:

  • begeisterter Fußballer in der LSG – der  Lehrerspielgemeinschaft Horn (8 Spieler der Gründungsmannschaft 1968 sind heute bereits tot!) 
    • ... wieviele Spiele  haben wir doch gemeinsam „geschlagen“...? (etliche davon sogar schon mit VATER „Günther“ und SOHN „Günther“ in der Mannschaft)
    •  ... wieviele schöne Siege durften wir dabei feiern ...?
    • ... und wieviele schmerzliche Niederlagen gab es doch dabei zu verkraften ...?
    • Stets trugen wir all diese Emotionen GEMEINSAM - und in so mancher langen „Dritten Halbzeit“ wurde vieles, was vorher „groß und wichtig“ erschien, plötzlich „nichtig und klein“!

LSG, Horn, 1983

LSG, Trebic 1994

 


Günther Wieland war aber auch ein fleißiger und ausgezeichneter Sänger in der damaligen „Lehrersinggruppe der HS Horn“ (1974 – 1993)… wir waren einst 11 Männer –  alle aus der gleichen Schule – nur noch 5 davon sind heute am Leben!

Diese damalige Runde sangesfreudiger Männer – 1977 spontan ins Leben gerufen von SR Franz Wagner (der auch schon ca. 3 Jahre lang einen „gemischten Lehrerchor“ geleitet hatte) - wuchs in kürzester Zeit aus einer anfänglichen „Interessensgemeinschaft“ zu einer große Familie  zusammen, die – oft auch gemeinsam mit allen Familienangehörigen und gerne auch außerhalb gesanglicher Darbietungen  - immer wieder zusammenkam und in dieser Zeit viele schöne gemeinsame Stunden miteinander erleben durfte.

Die öffentlichen Auftritte der Gruppe  - sie hatte sich damals in Horn und Umgebung mit ihrem „a capella“ SPIRITUAL- und GOSPELPROGRAMM schon einen beachtlichen Bekanntheitsgrad erworben – waren meist Benefizkonzerte wie Weihnachtsfeiern (Krankenhaus, Altersheim, BH, Sparkasse), Messen, Maiandachten, Adventfeiern, Christmetten, Jugendsingen, Verabschiedungen (BM Rasch 1978, BH Stirling 1984, Dir. Rauscher 1990, BH Sodar 1993, Geburtstage (BH Stirling, BSI Burger ...) oder Ehrungen von Bekannten und Freunden – stets verbunden mit der Weitergabe der eingenommenen Spenden an soziale Einrichtungen.

Lehrersinggruppe, Sparkasse Horn, 1982

Lehrersinggruppe, Pensionierung OSR Karl Rauscher, 1990


Schließlich war Günther aber auch:

  • begeisterter Kunsterzieher, der immer wieder durch besondere Aktionen im Bezirk – aber auch drüber hinaus – von sich Reden machte- ich denke da an die Gründung der „Kreativwochen“ der HS Horn im Kunsthaus aber auch grenzüberschreitend durch die damals bahnbrechende Kooperation  mit einer Mittel-Schule in TREBIC, CSR, wobei es jahrelang immer wieder zu gegenseitigen Besuchen und befruchtenden Schüler – Austauschwochen der beiden Bildungsstätten kam....

 ... und vor allem war Günther Wieland auch

  •  selbst begnadeter Künstler - Maler und Grafiker – mit einem unerschöpflichen Potential an Kreativität.
    Fast alle seiner vielen Ausstellungen  – nah und fern – konnten von SEINER  Lehrersinggruppe jeweils musikalisch umrahmt werden – ich erinnere mich gerne an MISTELBACH (1987)  ... LINZ (1980, 1982) ... oder an eine besonders weite und abenteuerliche Fahrt nach INNSBRUCK  (1977)

„Güss“ – wie wir ihn gerne nannten -  war durch sein „gewinnendes Wesen“, seine stets freundliche und offene Art überall beliebt und gefragt, war auch gerne „überall dabei“ – und das stets mit viel Herz und Können.

Dabei: Nie in den Vordergrund drängend, immer still, leise, zurückhalten - aber auch manchmal ernsthaft mahnend und richtungsweisend (meist aus dem „zweiten Glied“ heraus) - dann aber wieder schelmen- und kumpelhaft, und dabei oft auch zu manchem Schabernack bereit… 

 

SR. Günther Wieland ist verstorben ...

... ein vorzüglicher Lehrer des alten Schlages …

… ein hervorragender Pädagoge …

… ein emsiger Sänger und begnadeter Sportler und Künstler …

… ein braver Ehemann, fürsorglicher Familienvater und Opa …

… ein unersetzbarer Freund und treuer Wegbegleiter …

... ein wunderbarer, einmaliger und besonders  wertvoller Mensch!

Wir alle können – und wollen - nicht verstehen, dass ihn der liebe Gott so plötzlich abberufen und zu sich geholt hat ...!

 

Lieber Günther, mein lieber Freund!

Der Liedermacher Reinhard Mey hat einmal in einem Nachruf für einen verstorbenen Kumpel einen bemerkenswerten Satz gesungen, diesen Satz möchte ich dir auf deinen letzten Weg heute mitgeben:

"Wenn du heute den noch siehst, der uns´re Wege lenkt,

frag ihn unverbindlich mal, was er sich dabei denkt."

 

Du bleibst für immer in unseren Herzen!!

 

Roland Gatterwe