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Röhrenbach: Traumhaft schöne Troger-Fresken bleiben nun erhalten

Wenn man sich den derzeitigen Zustand der um 1675 errichteten "Kuefstein'schen Gruftkapelle  & Spitalkirche St. Anna" samt angebautem ehemaligen "Spital" (= Pflege- und Altenheim) anschaut, kommen einem die Wörter "desolat", "heruntergekommen" und "wegreißen" unweigerlich in den Sinn.

 

Betritt man dann aber die Kirche, die der heiligen Anna geweiht ist, kommt man aus dem Staunen nicht mehr heraus: Fast 300 Jahre alte Fresken von Paul Troger, unberührt und im Originalzustand erhalten, zieren die Decke. Die Stuckfiguren im Inneren (ebenso wie die Figuren auf der Fassade) stammen von keinem Geringeren als Giovanni Sanz aus Bergamo. Der Stuckmarmor wird Balthasar Haggenmüller aus Wien zugeschrieben.

Das Altarbild selbst, das die Heilige Familie darstellt, stammt von einem heute unbekannten Künstler.

Diese Ausgestaltung erfolgte unter Graf Johann Leopold von Kuefstein (ab 1699, er ist am Deckenfresko links unten mit seiner Gattin Maria Franziska verewigt).

 

Um dieses Kulturjuwel zu erhalten übernahm die Gemeinde Röhrenbach das gesamte Bauwerk in Form einer Schenkung von Andreas Kuefstein (Schloss Greillenstein).

Bürgermeister Mag. Gernot Hainzl schreibt in einer Gemeindeaussendung dazu: "Ich möchte die Gelegenheit nutzen, Herrn Andreas Kuefstein als bisherigen Besitzer der Spitalkirche Röhrenbach zu danken, dass er durch die Schenkung ein Objekt in die Verantwortung der Gemeinde Röhrenbach überträgt, das hohe historische Bedeutung für die gräfliche Familie Kuefstein hat - als Grablege ihrer Vorfahren und als Kunstwerk der Sonderklasse mit Werken von Paul Troger."

 

Mithilfe von Förderungen von Seiten des Bundesdenkmalamtes, des Bundes (Kommunales Investitionspaket), der Kulturabteilung des Landes Niederösterreich, dem Büro von Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Eigenleistungen der Gemeinde und Vereine stehen für heuer über 300.000 Euro an Förderungen zur Verfügung.

 

 

Der Röhrenbacher Gemeinderat Dr. Andreas Gamerith,  Kunsthistoriker, Bibliothekar und Archivar des Stiftes Zwettl, hat sich bereit erklärt, intensiv an der Erhaltung der Kirche und der dazugehörigen Gebäude mitzuarbeiten. Er hat dafür bei den Förderstellen die erwähnte großzügige finanzielle Unterstützung lukriert und kümmert sich nun persönlich darum, dass  die Restaurierung den Vorgaben entsprechend durchgeführt wird.

Wie sehr er mit seinem Wohnort und der "St. Anna-Kirche" verbunden ist, spürt man förmlich, wenn er die Details über die Entstehung, die künstlerische Ausgestaltung und die notwendigen Sanierungsmaßnahmen erläutert.


Am Bild eine der imposanten Grabskulpturen, die in der Kirche zu sehen sind. 

Diese wurde für Gräfin Maria Magda (+ 1897) und ihren Gemahl Karl Borromäus Reichsgraf von Kuefstein (+1925) geschaffen.

Die Arbeiten sind bereits angelaufen: Der Dachstuhl schaut nach dem Aufräumen "besenrein" aus. Davor allerdings lagen im Gebälk der Kirche rund 30 Tonnen Schutt und zerbrochene Ziegel aus den letzten 300 Jahren. Man hatte dieses Material nach jeder Dachsanierung einfach hier liegengelassen.

 

Kübel für Kübel wurde der Schutt mühsam über diese enge Wendeltreppe von 16 Kameraden des örtlichen Kameradschaftsbundes und freiwilligen Helfern aus der Gemeinde nach untern getragen.

 

Im Bild ÖKB-Ehrenobmann Josef Schütz mit einem dieser Kübel, in denen der  Schutt geschleppt wurde.

 

Schütz wohnt nicht nur direkt neben der Kirche, sondern ist mittlerweile auch "Einsatzkommandant" und hat die Rolle des "Hausmeisters" - wie er mit einem Lächeln seine Funktion definiert - übernommen.

 

Wenn gewünscht, führt er Besucher auch durch die (normalerweise geschlossene) Kirche, die ehemaligen Armenwohnungen und den Dachstuhl. 

In den Innenhöfen, die total zugewachsen waren, wurden von dem Kameraden rund 100 Bäume umgeschnitten und anschließend auf vier Holzkranwägen abtransportiert.

Außerdem wurde aus den Höfen rund 1.000m³ Humus, der sich über die letzten drei Jahrhunderte gebildet hatte, ausgebaggert und ebenfalls abtransportiert.


Am 26. Juli 2021 wurden zwei der drei Rauchfänge - unter Mithilfe der Gemeindearbeiter - von den Kameraden abgetragen. Das Bild, bei dem der Rauchfang bereits abgetragen ist, stammt vom 27. Juli. Das Gerüst für die Fassadensanierung wurde am 26. Juli aufgebaut.

Schon davor waren von der Gemeinde Wasser und Kanal angeschlossen worden. Auch der Strom wurde eingeleitet und die Leitungen wurden erneuert.

Vorne die Kameraden des Ortsverbandes Fuglau und Umgebung, die am 26. Juli 2021 mitgeholfen haben, den Rauchfang abzutragen: Ehrenobmann Josef Schütz, Obmann Kurt Stefal, Walter Ohrfandl, Walter Grecher und Herbert Nagl (vorne von links) mit Dr. Andreas Gamerith, der selbst auch immer wieder mit Hand anlegt (hinten).

Weiter geht es für die Kameraden heuer noch mit der Sanierung der gesamten Außenfassade, bei der sie "Hilfsarbeiten" (O-Ton Josef Schütz) erledigen werden:  Mörtel mischen und aufziehen - dabei wird Obmann Kurt Stefal als gelernter Maurer das Kommando übernehmen - sowie die Nachputzarbeiten an der Fassade. Auch bei der Erneuerung des Daches werden sie mitarbeiten.

 

Am 27. Juli wurde der "Verein zur Rettung der Spitalkirche" mit Manfred Strupp und Dr. Andreas Gamerith an der Spitze gegründet.

 

"Wir dürfen uns darauf freuen, dass sich der Verein als Drehscheibe für weitere Überlegungen zur Nutzung der Spitalkirche etabliert", so Bürgermeister Gernot Hainzl (Bild),  der sich natürlich über den großartigen Einsatz seiner Kameraden und aller anderen Helfer aus der Gemeinde freut. 

 

Dem Vernehmen nach stehen ziemlich sicher Angebote für Hochzeiten, Hochzeitsjubiläen, Taufen, Gedenkgottesdienste oder auch musikalische Darbietungen auf dem zukünftigen Programm.

 

 

Text und © Bilder: Josef Pfleger