Niederösterreich: Die Anzahl der Straftaten ist gesunken, die Aufklärungsquote ist im Vergleich zum Jahr 2019 gestiegen
Die Zahl der angezeigten gerichtlich strafbaren Handlungen sank in Niederösterreich im Vergleich zum Vorjahr deutlich. Ihren Beitrag haben unter anderem diverse Präventionsmaßnahmen, verstärkte Kontrollen in verschiedensten Bereichen sowie die gute Zusammenarbeit innerhalb der niederösterreichischen Sicherheitsfamilie und der Bevölkerung geleistet.
„Neben den situationsbedingten Anpassungen der Strategien trugen vor allem die Polizistinnen und Polizisten, die tagtäglich in Niederösterreich ihren Dienst versehen, einen wesentlichen Teil zu diesem Ergebnis 2020 bei“, so der Landespolizeidirektor für Niederösterreich Franz Popp (Bild / © LPD Niederösterreich). „Ich möchte mich ganz herzlich bei den Polizistinnen und Polizisten dafür bedanken. Aber es handelt sich nicht um einen Einzelerfolg der Polizei. Mein Dank gilt darüber hinaus den Medien, dem Land Niederösterreich und der niederösterreichischen Bevölkerung, denn ohne das Zusammenwirken und die Beiträge aller Player, wäre diese positive Trendentwicklung nicht möglich gewesen.“
Eigentumsdelikte rückläufig, Internetstraftaten gestiegen
Die Eigentumsdelikte sind rückläufig, die Zahl der Anzeigen wegen Straftaten im Internet ist hingegen so wie im Vorjahr weiter gestiegen. Somit bleibt die Internetkriminalität weiterhin eine große kriminalpolizeiliche Herausforderung. Das zeigen die aktuellen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik (PKS).
2020 bearbeitete die Polizei in Niederösterreich insgesamt 61.364 Anzeigen. Das bedeutet im Vergleich zum Jahr 2019 ein Minus von 7.632 in absoluten Anzeigezahlen. Die Aufklärungsquote stieg um 2,7 Prozentpunkte und liegt bei 55,5 Prozent.
„Auf diese Steigerung der Aufklärungsquote um 2,7 Prozentpunkte können wir sehr stolz sein. 55,5 Prozent aller angezeigten Delikte in Niederösterreich konnten geklärt werden. Dieses Ergebnis entspricht im zehnjährigen Langzeitvergleich dem Höchstwert. Es ist der Ertrag engagierter und akribischer Polizeiarbeit und das Verdienst unserer Polizistinnen und Polizisten“, so der Leiter des Landeskriminalamtes Niederösterreich Brigadier Omar Haijawi-Pirchner.
Über die Tatverdächtigen
Insgesamt wurden 41.118 Tatverdächtige ausgeforscht, im Vergleich zu 2019 (44.048) ist das zwar ein Minus von 6,7 Prozent, resultiert jedoch auf der geringeren Anzahl der Straftaten im Jahr 2020. 13.697 Tatverdächtige waren keine österreichischen Staatsbürger. Der Anteil der Fremden an den Tatverdächtigen lag somit bei 33,3 Prozent (2019 waren es 33,2 Prozent). Zu den häufigsten Herkunftsländern der Tatverdächtigen zählten im Jahr 2020 Rumänien (2205), Serbien (1196), Ungarn (1132), Deutschland (954) und Türkei (863).
„Sinkende Zahlen bei der Eigentumskriminalität zeigen, dass Präventionstipps angenommen und die Polizei als kompetenter Ansprechpartner gesehen wird“, so der stellvertretende Landespolizeidirektor Generalmajor Manfred Aichberger. „Die gestiegenen Anzeigenzahlen beim Thema Internetkriminalität zeigen zum einen, dass mehr Delikte gesetzt wurden und zum anderen, dass die Bevölkerung auf Sensibilisierungsmaßnahmen reagiert und durch ihr Vertrauen in die niederösterreichische Polizei mehr Anzeigen erstattet“.
Gewaltkriminalität ging zurück
8.425 Gewaltdelikte wurden 2020 in Niederösterreich zur Anzeige gebracht. Dies entspricht einem Minus von 8,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Aufklärungsquote lag bei 91,3 Prozent und ist im Vergleich zu 2019 um 4,5 Prozentpunkte gestiegen.
Insgesamt wurden 9.997 Menschen Opfer von angezeigten Gewalttaten, in 3.432 Fällen (34,3 Prozent) gab es keine Beziehung zwischen Täter und Opfer, in 6.565 Fällen (65,7 Prozent) gab es ein Bekanntschafts-/Verwandtschaftsverhältnis.
2020 wurden neun vollendete Morddelikte statistisch erfasst. Tatsächlich ereigneten sich in Niederösterreich im Jahr 2020 sechs Mordfälle, wobei drei Männer und drei Frauen getötet wurden. Die Differenz (von sechs auf neun Fälle) ergibt sich durch die statistische Erfassung von drei Mordfällen vom Jahr 2019 in der Polizeilichen Kriminalstatistik 2020.
Eine Senkung der Fallzahlen ist auch im Bereich der Raubkriminalität zu verzeichnen. Waren es im Jahr 2019 164 Fälle wurden im Jahr 2020 138 Delikte statistisch erfasst.
Leicht gestiegen ist hingegen die Anzahl an angezeigten Vergewaltigungen. Belief sich die Zahl im Jahr 2019 auf 143, so stieg sie bei dieser Deliktsform auf 145 Fälle.
Weniger Eigentumsdelikte
Es wurden 2020 in Niederösterreich 17.420 Anzeigen wegen Eigentumsdelikten erstattet, um 5.253 Fälle weniger als im Jahr davor. Die Aufklärungsquote stieg um 4,3 Prozentpunkte und lag bei 29,5 Prozent. In 2.478 Fällen blieb es beim Versuch.
1.211 Anzeigen wegen Einbruchs in einen Wohnraum (Wohnhaus oder Wohnung) wurden gemeldet, das entspricht einer Abnahme von 13,9 Prozent zum Vorjahr und ist schon wie im Vorjahr der tiefste Wert seit zehn Jahren. Bei 596 dieser 1211 erfolgten Anzeigen, dies entspricht 49,2 Prozent, blieb es beim Versuch. Rudolf Slamanig, stellvertretender Landespolizeidirektor, bedankte sich beim Land Niederösterreich, denn „durch die gute Zusammenarbeit und die daraus resultierenden Präventionskonzepte sowie durch die Förderungen des Landes zur Sicherung des Eigenheims kann man die Bevölkerung gemeinsam beim Schutz der eigenen vier Wände unterstützen.“
Der Diebstahl von Kfz ist 2020 mit 337 angezeigten Delikten erneut gesunken, 2019 waren es 494.
Hohe Zahl bei der Internetkriminalität
Die angezeigten Fälle von Internetkriminalität stiegen um 29,7 Prozentpunkte, die Aufklärungsquote liegt bei 36,3 Prozent (5.278 Fälle im Jahr 2020 gegenüber 4.069 im Jahr 2019). 2020 wurden 1.219 Straftaten registriert, die unter Cybercrime im engeren Sinne fallen. Dies entspricht einer Zunahme von 64,1 Prozent (2019 waren es 743 Delikte).
Im Bereich des Internetbetruges wurden im Jahr 2020 3.354 Delikte angezeigt. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine Steigerung von 27,6 Prozent (2019 waren es 2.628 Delikte).
Suchtmittelkriminalität - Anzeigen gingen leicht zurück
2020 wurden in Niederösterreich 4.839 Anzeigen wegen Suchtmittelkriminalität erstattet, das bedeutet einen Rückgang von 5,4 Prozent (2019 waren es 5.115 Anzeigen).
Oberstleutnant Birgit Geitzenauer, BPKdt Horn / JKP