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K.u.K. Maschinenmaat Josef „Pepo“ Buschek

Josef „Pepo“ Buschek wurde am 17. August 1895 in Wien als Sohn des k.u.k. Lokomotivführers Johann Buschek geboren. Um 1905 zog die Familie nach Mödring. Josef absolvierte eine Schlosserausbildung in Wien XVIII. Im Ersten Weltkrieg meldet sich Josef freiwillig zur k.u.k. Kriegsmarine und gelangt so als Maschinist auf die SMS SCHARFSCHÜTZE. Nach dem Ableben des Maskottchens des Torpedozerstörers nahm Josef seinen Dackel mit an Bord, der die Funktion des Schiffsmaskottchen ausübte. Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs brachte es Josef Buschek zum k.u.k. Maschinenmaat. 1918 wurden ihm die bronzene Tapferkeitsmedaille und das Karl-Truppenkreuz verliehen. Nach dem Krieg verdiente er sich als Handelsvertreter, ehe er 1938 auf eigenen Antrag zur Deutschen Kriegsmarine einberufen wurde. Als Motorwärter der Versuchsgruppe Donau im Sperrversuchskommando Kiel wurde er am 6. Mai 1939 vom Dienst entlassen, wurde aber später erneut eingezogen und versah seinen Dienst bei der Deutschen Kriegsmarine in Bremerhaven, Kiel u. a. Marine-Standorten, zuletzt als Obermaat mit Ausbildung zum Turm-Geschützführer. Nach dem Zweiten Weltkrieg half er in der heimischen Landwirtschaft mit. Josef „Bepo“ verstarb nach langem, schweren Leiden im 66. Lebensjahr am 5. September 1961. Der Friedhof in Mödring ist sein letzter Ruheort.2)

Die Schiffe der Huszár-Klasse

 

Die SMS SCHARFSCHÜTZE war eines von 14 Schiffen der Huszár-Klasse. Der Flottenplan 1898 sah den Bau von acht Einheiten eines verstärkten Typ MAGNET vor, die aber nie gebaut wurden. Im Marinebudget 1905 wurden im Rahmen eines Zusatzbudgets von 62,7 mio Kronen „zur möglichst raschen Herstellung der Kriegsbereitschaft“ 15,3 mio Kronen für „die nicht mehr länger aufschiebbare Erneuerung der Torpedostreitkräfte und die Beschaffung von Torpedobooten“ bereitgestellt. Zur raschen Abwicklung griff man auf ausländische Erfahrungen zurück: Die britische Yarrow-Werft hatte bereits Torpedozerstörer an Japan verkauft, die k.u.k. Marineverwaltung kaufte 1904 ein 400 t/27 kn Torpedofahrzeug. Gegenüber dem japanischen Entwurf wurden die Brücke und der vordere Schornstein nach achtern versetzt, um das Decks-Torpedorohr hinter der Walrückenback platzieren zu können. Nach Ablieferung begann 1905 der Bau auf heimischen Werften, paritätisch in beiden Reichshälften, die der österreichischen bei STT (Stabilimento Tecnico Triestino) in Triest, die der ungarischen auf der neu gebauten Bergudi-Werft in Fiume (Rijeka), die bald mit Danubius & Co. fusioniert wurde. Insgesamt waren 12 Einheiten vorgesehen.3)

Als Artilleriebewaffnung führten die Zerstörer am Vorschiff nur eine einzelne 7 cm-L/45 sowie sieben (seitlich sechs und achtern eine) 4,7 cm-L/44; das Modell wurde 1913/14 meist durch 7 cm-L/30-Geschütze ersetzt. Das Typschiff SMS HUSZÀR lief 1908 vor Catarro auf Riff und galt als Totalverlust. Um weiterhin 12 Schiffe in der Flotte zu haben, erfolgte im Seehafen Pola ein Ersatzbau mit den wenig geretteten Teilen der SMS HUSZÀR, der auch wieder den Namen HUSZÀR erhielt. 1914 konnte ein weiteres Schiff der Klasse angekauft werden, das 1910 bei STT in Triest vom Kaiserreich China als „LUNG TUAN“ in Auftrag gegeben worden war, aber wegen der Wirren in China nach Ende des Kaiserreiches nicht mehr abgenommen werden konnte. 

 

Die 13 Einheiten, meist als Zerstörer, in älteren Quellen auch als Torpedoschiffe oder Torpedofahrzeuge bezeichnet, waren 1914-1918 eine wichtige Stütze der alltäglichen Seekriegsführung in der Adria, an Seefestigkeit und allgemeiner Vielseitigkeit im Einsatz, aber nicht mit den größeren und moderneren Zerstörern der TÀTRA-Klasse vergleichbar. Trotzdem wurden sie für zahlreiche Kampfeinsätze verwendet. Sie wurden überwiegend nach besonderen menschlichen Typen oder Kämpfern benannt, mit Ausnahme von TURUL (mythologischer Vogel aus der Zeit der Arpaden), REKA (Fluss bei Görz), DINARA und VELEBIT (dalmatinischer Berg bzw. Gebirgszug). Zwei Schiffe gingen auf Grund von Gefechtshandlungen verloren: WILDFANG (1917) und STREITER (1918).4)

Unternehmungen der SMS SCHARFSCHÜTZE

 

Am 5. Dezember 1906 lief SCHARFSCHÜTZE vom Stapel, ihre Indienststellung erfolgte am 31. Dezember 1907. Die Baukosten betrugen 1.528.840 Kronen. Im Frühling 1908 fuhr der Torpedozerstörer nach einer Ausbildungs-Kreuzfahrt in das zentrale und westliche Mittelmeer und erreichte die Häfen von Malta, Barcelona, Gibraltar, Malaga, Algier, Bizerta, Tunis und Korfu. Im März 1913 nahm das Schiff an einer internationalen Flottendemonstration gegen Montenegro teil. Während des Krieges hatte SMS SCHARFSCHÜTZE zahlreiche Aufklärungs-, Minenlege-, Konvoi- und Sicherungsfahrten für Kreuzervorstöße durchzuführen.

 

Am Anfang des Erstes Weltkrieges wurde es mit der ganze Eskadre zur Unterstützung des deutschen Kreuzers GOEBEN entsandt, welcher der englischen-französischen Flotte entfliehen musste.

 

Am 28. August 1914 erfolgte die Beschießung von Budua und später die Sicherung des Linienschiffs MONARCH vor Antivari: Magazine und Hafenanlagen wurden in Brand geschossen.

 

Von 24. bis 25. Mai 1915 erfolgte ein Angriff der gesamten k.u.k. Flotte auf die italienische Ostküste. Über Heck fahrend drang SCHARFSCHÜTZE in den Kanal von Porto Corsini ein und beschoss Landziele. Zurückgekehrt nach Pola besuchte Thronfolger Erzherzog Karl am 12. Juni 1915 die SMS SCHARFSCHÜTZE. Am 18. Juni sicherte SCHARFSCHÜTZE die Kreuzer ADMIRAL SPAUN und NOVARA vor Rimini: dabei wurden vier italienische Torpedofahrzeuge gegen Venedig gejagt. Im Juli 1915 wurden zur Verteidigung in der Bucht von Triest Minen gelegt und später die italienische Küste beschossen.

 

Am 23. August 1916 berührte SCHARFSCHÜTZE bei einem Ablegemanöver vor Veruda den Seegrund: Ruderblatt und beide Schrauben wurden beschädigt. Sie wurde mit Hilfe von vier Tendern nach Pola geschleppt, wo die Reparatur erfolgte. Am 22. und 23. Dezember 1916 erfolgte gemeinsam mit DINARA, REKA und VELEBIT ein Vorstoß in die Otrantostraße: ein Drifter und zwei armierte Fischdampfer wurden dabei versenkt, ein französischer Zerstörer in Brand geschossen. Mit vier österreichisch-ungarischen Torpedofahrzeugen kämpfte die SCHARFSCHÜTZE gegen sechs französische und vier italienische Torpedofahrzeuge.

 

Nach langen Reparaturarbeiten sicherte SCHARFSCHÜTZE am 12. Dezember 1917 gemeinsam mit fünf Zerstörern, neun Torpedobooten und zwölf Minensuchbooten die Beschießung der Cortelazzo-Batterien durch die Schlachtschiffe BUDAPEST, ÀRPÀD und den Rapidkreuzer ADMIRAL SPAUN, die Aktion wurde jedoch wegen Schlechtwetter abgebrochen. Nach Rückkehr in die Bocche von Cattaro erfolgten Konvoifahrten, fünf Fliegerunterstützungen und vier Minensuchfahrten. Im Februar 1918 wurde SCHARF-SCHÜTZE bei Portorose vom Dampfer BUDAPEST am Heck gerammt und schwer beschädigt. Nach Pola geschleppt wurde ein neues Achterschiff gebaut. Wieder in Dienst gestellt stellte sich SCHARFSCHÜTZE am 2. Oktober 1918 während der Räumung von Durazzo/Durres mit DINARA und einem Torpedoboot als Geleitschutz für drei Dampfer und ein Spitalschiff einem englisch-italienischem Kreuzerverband zu ihrem letzten Gefecht im Ersten Weltkrieg (zwei Mann tot, fünf Verwundete). Am Ende des Ersten Weltkrieges befand sich das Schiff in der Bocche von Cattaro. 

 

 

Ende Jänner 1920 wurde SCHARFSCHÜTZE von der alliierten Marinedelegation in Paris Italien zugesprochen, mit Verpflichtung das Schiff binnen sechs Jahren abzubauen.

Das Gefecht von Corsini – 24.-25. Mai 1915

 

Am 3. Mai 1916 führte die k.u.k. Kriegsmarine einen Einsatz gegen die italienische Küste durch. Neun Flugboote der in Pola/Puntisella liegenden Staffel bombardierten Ziele im Raum Ravenna und Porto Corsini. Sie wurden dabei durch einen Verband der 2. Torpedoflottille, bestehend aus den Zerstörern SCHARFSCHÜTZE, VELEBIT und PANDUR und sechs Torpedobooten, die von Pola in See gingen, unterstützt. Die österreichisch-ungarischen Zerstörer gerieten in ein Feuergefecht mit italienischen Torpedoeinheiten, keines der am Gefecht beteiligten Schiffe wurde getroffen, Zerstörer und Torpedoboote kehrten unbehelligt nach Pola zurück.1)

Korvettenkapitän Nowotny erinnerte sich an seinen Befehl: „NOVARA, SCHARFSCHÜTZE und vier Torpedoboote steuern unter Vorziehen zweier Torpedoboote als Vedetten, später als Minensucher gegen Porto Corsini, wo sie um 3:30 morgens einzutreffen haben. SCHARFSCHÜTZE versucht in den Kanal einzudringen, allenfalls dort befindliche Torpedoboote und Unterseeboote, Depots und Vorräte zu zerstören. Vielleicht ergibt sich ohne zu großen Zeitverlust die Möglichkeit, den Kanal durch Versenken geeigneter Objekte zu sperren.“

Nowotny berichtet: „Um (…) für alle Fälle die größtmögliche Manövrier-möglichkeit zu behalten, beschloss ich den Kanal über Heck hinaufzusteuern. Der ziemlich frische Nordost, die Strömung im Kanal und im Stausee vor der Kanaleinfahrt machten mir das Manöver nicht gerade sehr leicht. Umso mehr, als ich, um gut steuerfähig zu bleiben, im ersten Teil des Kanals mit ganzer Kraft fahren musste. Die wenigen den Kanal markierenden Pfähle waren in der Morgendämmerung, es war etwa 3 Uhr 10 Minuten, nur sehr schlecht auszunehmen. (…) Ein Irrtum oder ein Fehler im Steuerkommando, und der SCHARFSCHÜTZE wäre auf der Kanalböschung gesessen und säße heute noch dort.“ (…) Ich sah die Semaphorstation (Anm.: optischer Telegraph), am Nordufer des Kanals auf der Höhe der Station lagen zwei Segelbarken vertäut. (…) ich hatte die Absicht, dieses militärische Objekt möglichst zu beschädigen und dann, wenn möglich, die beiden Fischerbarken an einer geeigneten Stelle zu versenken, um so die Kanaleinfahrt zu sperren.“ Aus der nahe-liegenden Garnison rückten etwa 50 Soldaten, gemischt aus Marinemannschaft und Soldaten der Territorialarmee an und eröffneten das Feuer. Alsbald erfolgte Unterstützung durch Landbatterien. „Die Lage war in diesem Augenblick für den SCHARFSCHÜTZE bedenklich. Im engen Fahrwasser mit langsamer Fahrt über Heck steuernd, aus nächster Nähe Feuer aus den Schützengräben, aus fünfhundert Meter Entfernung Gewehrfeuer von der Schwarmlinie und aus tausend oder tausendfünfhundert Meter Geschützfeuer, es reichte aus, um uns ganz genügend zu beschäftigen!“ (…) Wie Hornissen summten die Gewehrkugeln um unsere Köpfe. (…) Die Mittelgeschützbatterie hörte natürlich nicht auf, den SCHARFSCHÜTZE zu beschießen. (…) Doch trafen sie nicht. Die Geschosse lagen zu kurz oder zu weit. (…) Ein Geschoss schlug knapp vor dem Bug ins Wasser und machte uns gehörig nass, (…) die meisten explodierten nahe dem Kanalufer, uns mit Erdstücken und Sandmassen überschüttend. (…) Ich hatte noch immer langsame Fahrt über Heck, bis ich am Ende des Kanals ankam. Dort geriet ich in das Kreuzfeuer der Batterien und der Schützengraben, weiterfahren hätte ich aus navigatorischen Gründen nicht können. Ich stellte daher den Maschinentelegraphen auf „Halbe Kraft vorwärts“, ich müsste lügen, wenn ich sagen wollte, das mir das sehr unangenehm gewesen wäre, und trat die Ausfahrt an. (…) Während des Gefechts hatte der SCHARFSCHÜTZE 126 Schuss aus den Siebenzentimetergeschützen, 560 Schuss aus dem Maschinengewehr, 350 Schuss aus den Bordgewehren und 50 Schuss aus Repetierpistolen abgegeben. Verluste und Beschädigungen: Null. (…) NOVARA stellte bald darauf das Feuer ein und rief mich auf Preidistanz.“

 

 

Verlautbarung des Flottenkommandos: „In den sehr engen Kanal von Porto Corsini ist der Zerstörer SCHARFSCHÜTZE eingedrungen, bis er sich plötzlich unmittelbar neben einem vollbesetzten Schützengraben sah. Von der vollkommen überraschten Besatzung wurde ein großer Teil niedergeschossen, worauf noch drei große verdeckte Strandbatterien ein heftiges Feuer aus Zwölfzentimetergeschützen auf den vor dem Kanal liegenden Kreuzer NOVARA und das Torpedoboot 80 eröffnete. Letzteres erhielt einen Treffer in der Offiziersmesse, wobei ein Mann schwer verletzt und das Boot leck wurde. NOVARA führte das Feuergefecht fort, um dem Zerstörer und dem Torpedoboot aus ihrer misslichen Lage herauszuhelfen. (…) SCHARFSCHÜTZE kam unverletzt davon, während Torpedoboot 80 mit Lecktuch nach Pola fuhr.“

Das Gefecht bei Otranto – 22.-23. Dezember 1916

Von 22. auf 23. Dezember 1916 erfolgte ein Vorstoß der Torpedoflottille in die Otrantostraße. Dabei wurden die Zerstörer SCHARFSCHÜTZE, REKA, DINARA und VELEBIT eingesetzt, ältere Schiffe der 3. Generation. Aus dieser Aktion entwickelte sich eines der wenigen Seegefechte dieses Kriegsschauplatzes.

 

 

In den Mittagsstunden des 22. Dezember setzte sich der Zerstörerverband in Marsch. Das Eindringen in die Otrantostraße sollte in der Nacht erfolgen, der Rückmarsch in die Bocche in den Morgenstunden. Zur Aufnahme der Zerstörer wurden ein Rapidkreuzer und drei Torpedoboote dampfbereit gehalten. Zwei Flugboote starteten in der Morgendämmerung, um feindliche Schiffe aufzuklären und den Zerstörer-verband bzw. das Flottillenkommando auf der SANKT GEORG zu warnen. Um 21.18 Uhr befand sich der Verband mit Südkurs auf der Höhe von Otranto und erfasste zwei feindliche Überwachungsdampfer, welche unter Feuer genommen wurden. Die beschossenen Fischdampfer warnten ihre Sicherungskräfte mit Leuchtraketen. Aus Nordwesten, aus Richtung Brindisi, näherte sich daraufhin ein französischer Zerstörerverband, welcher die modernen Zerstörer CASQUE, RIVIERE, PROTET, BOUTEFEU, DEHORTER und BORY umfasste und auf dem Weg nach Tarent war, um einen Konvoi zu übernehmen. Ein Teil des Verbandes hielt auf die österreichisch-ungarischen Schiffe zu, ein andere fuhr Richtung Osten, um den Österreichern den Rückweg abzusperren. Als die österreichisch-ungarischen Zerstörer das Annähern des feindlichen Verbandes an deren Lichtsignalen erkannte, wendete er über Steuerbord nach Norden, um die Rückfahrt anzutreten und eröffnete auf etwa 2.000 m das Feuer. Der südlicher stehende Feindverbanderkannte die Wende und drehte über Backbord nach Nordostkurs.

Dadurch kamen die drei im Gefecht stehenden Verbände sich immer näher, ihre Kurse kreuzten sich kurz vor 22.00 Uhr. Die Gefechtsentfernungen sanken auf unter 400 m. Von beiden Seiten wurden Schnellfeuerkanonen und Torpedos eingesetzt. Die schlechten Sichtbedingungen – Dunkelheit, Rauch, Mündungsfeuer, aus den Kaminen schlagende Funken und Flammen und die Blendung durch zahlreiche Suchscheinwerfer – führten zu einem chaotischen Lagebild. Wahrscheinlich wusste keiner der beteiligten Verbände wirklich, welche und wie viele Schiffe ihm gegenüber im Gefecht standen und wo die Schiffe des eigenen Verbandes gerade lagen. Bis kurz vor Mitternacht dauerte das Gefecht, dann war es allen österreichisch-ungarischen Schiffen gelungen, sich vom Feind zu lösen und Kurs auf Antivari zu setzen, wo der Verband wieder zusammenfand. Scharfschütze und Reka wurden im Gefecht durch Treffer leicht beschädigt, DINARA erhielt einen Treffer im Maschinenraum, der die Manövrierfähigkeit beeinflusste. Die französischen Zerstörer CASQUE und RIVIERE wurden so schwer beschädigt, dass sie das Gefecht aufgeben mussten. Während des Gefechts wurden in Brindisi weitere Kräfte in Marsch gesetzt, um den österreichischen Verband abzufangen, die aber nicht mehr zur Wirkung kamen. Sie stießen vielmehr auf den französischen Verband, wobei die ABBA in der Dunkelheit die CASQUE und kurz darauf die BOUTEFEU die ABBA rammte. Tags darauf war die italienische Flotte damit beschäftigt, vier beschädigte Zerstörer abzuschleppen. Das nächtliche Auftreten der k.u.k. Flottille hatte zur Folge, dass feindliche Überwachungsdampfer ihre Netze abwarfen und sich zurückzogen, was wiederum dem deutschen U-Boot U 38 unter dem Kommandanten Kapitänleutnant Valentiner die Flucht aus dem Verfängnis in einem Stahlnetz ermöglichte. U 52 nützte die Chance ebenso, um aus der Otrantostraße zu verschwinden.1)

Im Nachlass von Bepo Buschek findet sich ein Gedicht….

 

Laute Signale! -Ein forsches „Habt acht!“

Es wird uns folgende Kunde gebracht:

Mit U=Netzen kreuzen von Welschland her,

Italienische Dampfer im Mittelmeer;

Mit Stahldrahtnetzen den Weg sie sperren

U-Booten, die zur Heimat kehren

Nördlich Otranto, zur morgigen Stund

Jungens hurra! -die müssen zu Grund! –

Und kaum wards verkündet, wurds munter an Bord

Wild klang in den Ohren, uns das führend Wort,

der eiserne Seemann, er winkt und er lacht

Hurra Jungens Seeklar! Er führt uns zur Schlacht!

Korvettenkapitän Nowotny, führt uns zum Sieg,

durch Wogen und Sturm, wir haben ihn so lieb.

Sie kennen ihn alle in Feindesland

Den „Held von Corsini“, mit eiserner Hand.

Entschlossen und ernst mit furchtbarer Ruh

Führt er uns oft dem Feind schon zu

Und als jetzt die Sonne im Westen stand

Da stießen wir ab vom Heimatstrand. –

Und kurze Stunden waren verflogen,

Wilder heult es, ein großes Toben

Ringsum die See von Nacht umhüllt

In rasender Fahrt umbrandet umspült. –

Kurs scharf gegen Süden! „Klar zum Gefecht!“

Es sprühten die Augen, sahen wir recht?

Steuerbord vorne in dunkler Nacht,

Tiefschwarze Flecken, von kleineren umwacht;

Hurtig drauf los und weg sie geräumt,

„Blaujacken! – Hurra von vorn an den Feind!“

Ran an den Feind der uns westwärts umschmeichelt,

der 3 Jahrzehnte uns Freundschaft geheuchelt

Wacker auf Kurs und haut in zu Stücken!

Wir decken den Brüdern i Norden den Rücken.

Und kaum wars gedacht, flammt zum Himmel es auf

Eine Säule von Wasser, Feuer und Rauch –

Lanziert in die Seite, er hatte genug

Bäumte sich hoch auf und sank in die Flut.

„Ganz Backbord gewendet! Breitseite! -Schuß!

Ein zweiter Dampfer dran glauben muß.

Und während wir hielten das ernste Gericht,

Truppentransportschiffe kamen in Sicht.

„Nehmt sie aufs Korn!“ – laut kracht es und kracht,

hinein in die stürmische dunkle Nacht;

Von oben bis unten mit Truppen bepackt,

fährt mancher zu Grunde als totwundes Wrack,

Schon sinkt wieder einer, ein zweiter sich neigt,

Schwer getroffen, der eiserne Leib. –

-Doch plötzlich von achter, heult es und pfeift,

„Feind ist im Rücken! – wie wild er uns greift!“

Hurtig gewendet, ein Kampf nun begann.

Entschlossen zu allem, -so stürmten wir dran –

„Hurra Jungen! Männer! Es geht u den Tod!

Hurra unsre Flagge! Hurra rot weiß rot!“

„Ganze Kraft vorwärts!“ und in schauriger Kraft

Ward Lage um Lage de Feinde gebracht.

Blut in den Augen mit starrem Genick,

Es gab nur ein „Vorwärts“ Tod oder Sieg!

Mit eisernen Mienen, die Kehlen rauh

Gesicht und die Hände von Pulverdampf grau.

Und drinnen im Rumpfe sieht man Männer sich beugen,

Vor heissen Kesseln, dem Dampf sie zeugen,

Mit wilden Mut und brennenden Wangen

Die furchtbare Glut sie schürren mit Stangen.

So innig vereint gabs keine Furcht

Im Tegetthoffgeist wir schlugen uns durch! –

Als Grau es im Osten zu Dämmern begann,

Da fingen sie schleunigst den Rückzug (an)

Gegen Welschlandsküste, hin! Wie eilten sie schnell

Von brennenden Dampfern beleuchtet so grell.

-Noch vereinzeltes Feuern – und Stille trat ein;

-Wir hatten gefegt unsere Adria rein! -

„Kurs streng gegen Osten!“ – Antivari in Sicht!

Wie strahlten die Augen so freudig und licht.

„Flottenvereinigung! Flaggenbefehl!“

Es fehlte uns keiner, alles zur Stell.

Wir „Jungens der Boote“ wir jauchzten uns zu

Rauschten und lachten in fröhlicher Ruh

Noch kurze Fahrt durch Wogengebraus,

Vorn werfen wir Anker im Kriegshafen aus

Und als vom Gefecht ruhten, Mann für Mann, -

-brach friedlich und still der Weihnachtstag an.-

 

Meinen wackeren Kameraden auf S.M.S. „Scharfschütze“ gewidmet.

 

Rueskäfer Stefan, Masch-Maat, 15./IV.19172)

Veröffentlichung des Flottenkommandos: „In der Nacht vom 22. auf den 23. Dezember haben bei einem Vorstoße vier unserer Zerstörer in der Otrantostrasse zwei bewaffnete Überwachungsdampfer im Artilleriekampfe versenkt. Auf der Rückfahrt wurde ihnen der Weg durch wenigstens sechs feindliche Zerstörer eines mächtigeren und schnelleren Typs, soviel ausnehmbar Typ INDOMITO verlegt. Beim Durchbruch kam es zu einem heftigen Geschützkampf, wobei ein feindlicher Zerstörer in Brand geschossen liegen blieb, wenigstens drei andere auf nahe Entfernung vielfach getroffen und in die Flucht gejagt wurden, darunter ein Zerstörer eines noch stärkerer unbekannten Typs. Von unseren Zerstörern erhielt einer zwei Treffer in den Kamin, ein zweiter in die Antenne. Ein Mann tot, kein Verwundeter.“

Fräulein „Eppa“

 

Kapitän Bogumil Nowotny übernahm das Kommando über SMS SCHARFSCHÜTZE am 5. August 1914. Er schreibt in seinen Erinnerungen: „Auf meinen langjährigen Torpedobootseinschiffungen im Frieden mussten stets mindestens ein Hund an Bord eingeschifft sein, da er nicht nur ein treuer Freund, sondern auch ein lustiger Kamerad ist, der das manchmal recht eintönige Bordleben aufheiterte. Da ich bei Kriegsausbruch zufällig keinen vierbeinigen Genossen hatte, ersuchte ich meine Offiziere gleich nach meiner Einschiffung, dem SCHARFSCHÜTZEN einen zu verschaffen. Schon am zweiten Tag kam Fräulein „Eppa“ an Bord und machte mit uns nachher alle Strapazen mit. Anlässlich unserer Corsiniaktion war sie rosigster Laune, weil wir ihr kurz vorher einen reizenden Bräutigam verschafft hatten, einen armen, verlaufenen Pintscher, der „Salandra“ benannt worden war. „Eppa“ vertrug alles, Hunger, schlechtes Wetter, Schmutz, Ruß und Öl, aber kein Geschützfeuer. Beim ersten Schuß stob sie von Deck und verbarg sich in der Offiziersmesse zitternd hinter einem Vorhang.“ Aufgrund der Fotografien, die einerseits von der SCHARFSCHÜTZE und andererseits im Nachlass von Josef Buschek erhalten blieben, kann vermutet werden, dass „Eppa“ der von Bepo Buschek mitgenommene Dackel und damit das Schiffsmaskottchen war.

Text: Erwin Richter, Bilder: zVg Erwin Richter


 

 

 

 

 

 

 

Quellen:

1) Karl Gruber: Seemacht unter rot weiß roter Flagge. Band 2. Zell am See, 2006.

2) Persönlicher Nachlass von Josef Buschek der Familie Schmudermayer, Mödring.

3) Erwin Sieche: Torpedoschiffe und Zerstörer der K. u. K. Kriegsmarine; Band 38 Marine-Arsenal. Wölfersheim, 1996.

4) Wilhelm M. Donko: Österreichisch-ungarische Kriegsschiffe 1914 bis 1918. Stuttgart 2020.

5) Bogumil Nowotny (ergänzt durch Alexander Traiber): Dreiunddreissig Monate Kriegsfahrten mit SMS Scharfschütze. Wien, 1918.