· 

Holunder und Pfitschipfeil

Der schwarze Holunder, landläufig auch Holler oder Hollerbusch genannt, heißt mit dem lateinischen Namen Sambucus nigra und stammt aus der Familie der Moschuskrautgewächse (Adoxaceae). Er gehört in Mitteleuropa zu den häufigst vorkommenden Straucharten. Er wird rund 10 Meter hoch.  Der Holunder blüht im Mai und Juni, die Blüten sind flache, schirmförmige Rispen mit sehr vielen Einzelblüten.

Der Duft der Blüten ist signifikant. Eine in ganz Österreich bekannte kulinarische Spezialität sind die "Hollerstrauben", das sind Holunderblüten, die im  Bierteig gebacken werden.  Aus den Blüten wird auch Hollersaft und "Hollersekt" gemacht - Spezialitäten, die lange in keinem ländlichen Haushalt fehlen durften.

Die guten Geister im Hollerbusch

Da die Griechen, Römer und Germanen allesamt glaubten, dass im Hollerbusch die guten Geister  wohnen, wurde dieser in der Nähe des Hauses gepflanzt - nie allerdings vor dem Schlafzimmer, weil der schwere Duft der Blüten "benommen" macht und daher angeblich die falsche Wirkung  hat ...

 

Laut Volksglauben brachte das Umhacken eines Holunders Unglück und Tod, bei Verdorren fürchtete man um das Leben eines Familienmitgliedes.

Gleichzeitig war er ein Mittel gegen Hexen und schwarze Magie und schützte vor Blitzen und  Feuersbrunst - also ein echter "Zauberbaum".

 

Und noch etwas: Der nicht wirklich besonders angenehme Geruch der Laubblätter soll daher kommen, weil sich Judas an einem Hollerstrauch erhängt hat ...

 

Die grafische Umsetzung des Hollerbuschs mit den guten Geistern stammt aus einer Gemeinschaftsarbeit von Rafael (9) und Moritz (9).


Blätter, Rinde, unreife Beeren (Bild), Samen und reife Beeren enthalten Wirkstoffe, die beim Menschen Übelkeit, Erbrechen oder Krämpfe auslösen können.

Erhitzen oder Vergären macht die Beeren, die reich an Vitamin C und Kalium sind, aber verträglich.

Der tiefrote Saft der Beeren hat schon so manche Hausfrau zur Verzweiflung gebracht - er ist kaum aus Textilien zu bekommen.

Ende August / Anfang September werden die Beeren rot, später schwarz - damit kündigen sie den Herbst an.  Der Holunder gilt daher als Jahreszeiten-Zeigerpflanze.

Die  Steinfrüchte mit ihren Samen werden hauptsächlich durch Vögel verbreitet (Amseln, Stare, ...).


Die Steiermark ist mit rund 1.000 Hektar das größte Holunder-Anbaugebiet nicht nur Österreichs, sondern der ganzen Welt. Insgesamt werden 50 % der Weltproduktion von Kulturholunder in der Steiermark erzeugt.

Aus den Beeren werden Farbstoffe (früher auch zum Nachfärben von Rotwein verwendet) gewonnen, oder diese zu Säften, Sirup, Schnäpsen, Marmeladen, Tees und Körperpflegeprodukten verarbeitet.

Was schließlich - im Titel angesprochen -  der Holler mit dem Pfitischipfeil zu tun hat, hängt mit einem Kindheitserlebnis des Autors zusammen: Da Holleräste ein schaumstoffartiges Mark haben, das leicht durchdrungen oder verschoben werden kann, eignen sich entsprechend große Stücke auch als Spitze von Pfeilen, damit diese weiter fliegen.

Schiebt man durch dieses Hollerstück allerdings bis zur Mitte einen flachgeschlagenen, geschärften Nagel und fixiert man  anschließend diese Kombination auf einem Pfeil (auf Details und Fotos wird hier absichtlich verzichtet), wird das Geschoss zu einer (mittelalterlichen) Jagdwaffe.


Das Erlebnis ist so in Erinnerung geblieben: "Mit einem solchen ,Nagelpfeil' erlegte ich im zarten Alter von etwa sieben Jahren treffsicher ein Huhn der Nachbarin aus nächster Nähe. Es hatte auf dem Feld vor meinem Elternhaus, auf dem viele ,Korn-Mandln'  standen, nach Körnern gesucht. Mein Vater und mein wesentlich älter Bruder, die das beobachteten, meinten nur trocken: ,Für Wilderei und Mord kommst du ins Gefängnis. Die Gendarmen werden dich gleich holen.'

Die Angst vor dem Gefängnis lag wie ein Albtraum die ganz Nacht sowie den ganzen nächsten Vormittag auf meiner Brust.

Zu Mittag gab es dann erstaunlicherweise  ein Paprikahenderl  - und das  ,unter der Woche'. Beim Essen nahm mir schließlich meine Mutter, die von meiner bevorstehenden Verhaftung erst kurz davor erfahren hatte, die Angst: "Ich hab das Hendl bezahlt, du brauchst dich nicht mehr zu fürchten."

Und dann folgte zu meiner Genugtuung eine fürchterliche Standpauke für Vater und Bruder ..."

 

Text und (c) Bilder: Josef Pfleger