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„Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen ...“

Eigentlich hab ich mir vor zwei Wochen vorgenommen, an die Mohrenapotheke in Wien zu schreiben, dass sich die Eigentümerin von dieser lächerlichen („Mohren“-)Diskussion nicht beeindrucken lassen soll!

Ich hab mir auch gleich ein Konzept gemacht, weil mich die ganze Sache – ebenso wie wahrscheinlich viele andere Österreicher – einfach maßlos geärgert hat. Ich schrieb also

Sehr geehrte Frau Magister!

 

Schade, dass Sie eingeknickt sind und Sie der Mut verlassen hat, obwohl eine überwiegende Mehrheit der Bevölkerung hinter Ihnen gestanden ist!

Hatten sie etwa Angst, dass sog. „friedliche Nichtrassisten" die Auslagen ihrer Apotheke zertrümmern würden?

Ich hoffe nur, dass Sie keine Angestellten mit Namen „Mohr" haben, denn diese müssten Sie nun (vielleicht) auch fristlos entlassen - es sei denn, die Betroffenen lassen ihre(n) Namen ändern.

 

Ich frag mich in dem Zusammenhang  ja, ob dann wohl auch die Kleine/Große Mohrengasse umbenannt werden wird/muss (?) und 42 im Telefonbuch angeführte Frauen und Männer „Mohr“ ihre Namen durch Gang zum Standesamt ändern lassen werden? Das wäre sicher zusätzlich interessant!

Oder: Müssen vielleicht sogar alle Folgen der „Rosenheim Cops“ nun neu besetzt und synchronisiert werden, weil ein Polizeihauptmeister Michael Mohr da seinen Dienst versieht? Und wird schließlich der schmackhafte „Mohr im Hemd“ in Zukunft auch „gegessen“ sein?

Ob man möglicherweise auch nicht drum herumkommen wird, Schillers „Fiesco“ mit seinem berühmten Zitat „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“ bald auf die Liste der „unerwünschten“ Literatur zu verbannen, das wage ich hier und jetzt nicht zu beurteilen ...!

 

Als Kind hab ich einmal ein Lieblingslied gehabt, das oft und gerne im Radio gespielt wurde, es hieß „Heile, heile Gänschen, ´s wird bald wieder gut...“ – meine Mutter hat es immer verstanden, mich damit in den Schlaf zu singen – besonders nach kleineren Unfällen mit „Blessuren aller Art“ war es für mich stets ein musikalisches Allheilmittel. Im Original („Heile, heile Gänsje, es is bald widder gut“) gesungen wurde es damals allerdings von einem netten älteren Herren namens Ernst Neger.  Wie wird man wohl mit dieser historischen Aufnahme jetzt verfahren?

(Die Platte wird heute bestimmt bald Seltenheitswert erhalten - Mal sehen!)

 

Mit freundlichen Grüßen,  RG

 

 

Zugegeben: Ich hab den Brief dann doch nicht abgeschickt ...!