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GR-Wahl 2020: Podiumsdiskussion der Horner Spitzenkandidaten

HORN / Seit mehreren Gemeinderatswahlen organisiert die Studentenverbindung Waldmark Horn eine Podiumsdiskussion mit den Spitzenkandidaten der wahlwerbenden Parteien unter Einbeziehung des Publikums.

 

Das Fazit gleich vorweggenommen:

Bgm. Jürgen Maier (ÖVP, bisher 19 Mandate) hatte klare Konzepte in allen Bereichen, als Politprofi (Landtagsabgeordneter) wusste er diese auch entsprechend zu präsentieren. Mit dem ÖVP-Programm „Horn 2030“ stellte er durchaus realisierbare Zukunftsvisionen in Sachen Stadtentwicklung, Verkehr sowie Klima & Umwelt vor.

StR Marco Stepan (SPÖ, bisher 5 Mandate) präsentierte seine Partei als eine, die den Konsens mit der Mehrheitspartei und das Beste für Horn sucht. Konkrete eigene Konzepte für die nächsten fünf Jahre waren eher Mangelware.

Klemens Kofler (FPÖ, bisher 3 Mandate): Der aus Tirol stammende Altenburger Gemeinderat und Bezirkschef der FPÖ kandidiert nun zusätzlich auch in Horn. Sein Hauptanliegen war die Errichtung eines Hallenbades in der Bezirkshauptstadt - konkrete Pläne, Standort und Finanzierung legte er dabei nicht vor.

GR Walter Kogler-Strommer (Die Grünen, bisher 2 Mandate) präsentierte sich und seine Partei als Opposition und gleichzeitig als Ideengeber für die anderen Parteien. Gleichzeitig forderte er mehr Transparenz.

 

Der Abend begann mit der Vorstellung der am Podium sitzenden Personen durch den Senior (Obmann) der Waldmark Horn, Philipp Aaron Lang (Bild oben im Hintergrund). 

 Am Podium von links: Jürgen Maier (ÖVP), Marco Stepan (SPÖ), Moderator Leopold Mayerhofer, Klemens Kofler (FPÖ) und Walter Kogler-Strommer (Die Grünen) 

Der Waldmärker und Horner Notar Leopold Mayerhofer moderierte die Diskussion. Er bohrte zwar bei den (oft nicht erledigten) Wahlversprechen von 2015 intensiv nach, verschonte dann aber den einen oder anderen nicht ganz sattelfesten Kandidaten vor einer locker möglichen „verbalen Hinrichtung“. 

 

Mit den zwischendurch eingestreuten Bonmots - er konterte auf die von Kogler-Strommer kritisierte türkise Farbe der Einladung mit „Das ist für unsere Jungen DIE Modefarbe, weil sogar die Trikots der Nationalmannschaft türkis sind ...“ - wurde der Abend nicht nur informativ, sondern auch vergnüglich. Kompliment!

 Zum Thema Hauptplatz: Marco Stepan will mehr Grün, mehr Blumen und Orte zum Verweilen. 

 

 Zum Thema Hauptplatz: Klemens Kofler will ein komplett neues Konzept, alles attraktiver machen ... 

 


Zum Thema Hauptplatz: Walter Kogler-Strommer will eine klimaadäquate Innenstadt und verwies auf die in Wr. Neustadt, die autofrei ist. Gleichzeitig lehnte er weiteren Straßen- und Wegebau ab, wobei das freiwerdende Budget in die Innenstadt fließen soll. Für Betriebsansiedelung verlangte er Lobbyismus von allen.

Schließlich forderte er mehr Miteinander und mehr Gespräch mit den Entscheidungsträgern.

Mit der letzten Forderung kam Kogler-Strommer bei  Jürgen Maier nicht besonders gut an: „Das kann ich so nicht stehen lassen. Wir haben die vollen fünf Jahre miteinander über jedes Thema geredet, ich hatte für deine Ideen immer ein offenes Ohr und jetzt auf einmal gehst du auf Konfrontation. Das passt nicht.“

Dann präsentierte er sein umfangreiches Konzept für den Hauptplatz.


Die Eingangsfrage des Moderators an Maier „Kommt jetzt die ganzjährige Weihnachtsbeleuchtung in Horn oder mehr?“ war willkommener Anlass, nach der Feststellung „Horn ist schön“, die Redezeit doch ein wenig zu überziehen - hier die Ideen in punktueller Aufzählung:

  • Weihnachtsbeleuchtung: Sie hat die Kirche in den Mittelpunkt gerückt und braucht um ein Drittel weniger Strom als die alte Weihnachtsbeleuchtung.
  • Hauptplatz: Die Vorarbeiten (Unterbau, Anschlüsse) sind bereits erledigt. Das neue WC ist eine Notwendigkeit.
  • Mehr Grünraum: In große Tröge (mit Stadtwappen und Wasseranschluss) werden große Bäume - auch für Schattenplatzerl - gepflanzt. Eine Pflanzung in den Boden ist aufgrund der vielen Leitungen nicht möglich.
  • Klare Absage an autofreie Innenstadt, es solle eine Aufteilung in eine Autozone und autofreie Zone kommen.
  • Leben funktioniert schon jetzt - der Regionalmarkt ist Frequenzbringer.
  • Rathausplatz: Er soll Schanigärten, offene Räume mit urbaner Möblierung, etc. bekommen (Siehe detailliert auch in unserem Artikel „ÖVP Horn präsentierte ihre Kandidaten und ihr beeindruckendes Programm „Horn 2030“)

Aus dem Publikum meldete sich dann Karl Steinhauser (Bild) zu Wort und forderte mehr Radwege gegen die Einbahnen - unterlegt mit klaren Maßbandanalysen: Er hatte nicht nur die Breite der Florianigasse (4,10 Meter ohne Fahrradstreifen) vermessen, sondern auch mehrere vergleichbare Straßen in Wien (4 Meter mit Fahrradstreifen). 

 

Jürgen Maier konnte in seiner Funktion als Bürgermeister einem Fahrradstreifen in der Florianigasse gegen die Einbahn nichts abgewinnen: „Bei dieser Breite muss ich bei Unfällen mit Amtshaftungsklagen rechnen. In der Kurzgasse sind Radstreifen gegen die Einbahn allerdings bereits geplant, nachdem Kanal und Kabelstränge neu verlegt worden sind und der Straßenbelag erneuert wird.“ 

 

Auf die Frage von Christine Zimmel nach einem Citybus zeigte Walter Kogler-Strommer einen fertigen Fahrplan für einen solchen. Zwei Elektrobusse sollen angeschafft werden, finanziert durch die zweckgebundene Verwendung der Einnahmen aus den Parkstrafen (rd. 200.000 Euro ) sowie Werbungen auf den Bussen. Die Schofföre sollen durch ein Projekt mit dem AMS von diesem zur Verfügung gestellt werden.

Die dazu von Moderator Leopold Mayerhofer von Bgm. Jürgen Maier geforderte Stellungnahme fiel klar aus: „Wir haben durch die neuen Fahrpläne der öffentlichen Busse fast stündlich Fahrten vom Bahnhof über die Innenstadt zum EKZ bzw. die Mödringer Straße und zurück. Die könnten angenommen werden. Auch die Finanzierung und vor allem die Frequentierung müsste erhoben werden.“ 

 

Hier wurde von GR a. D. Elisabeth Vega-Wilson eingebracht, dass die Einführung von Citybussen schon unter Bgm. Rasch und Bgm. Rauscher aufgrund von nicht genügend Fahrgästen scheiterte.

 Das FPÖ-Lieblings-Thema HALLENBAD stand auch auf der Diskussionsliste. Klemens Kofler (Bild) sprach von einer unbedingten Notwendigkeit für die Schulstadt Horn. Für die Finanzierung schlug er die zweckgebundene Verwendung der 200.000 Euro Parkstrafen vor und ein zur Kassa bitten der Gemeinden in der Region.

Marco Stepan schlug statt des Hallenbades ein Chlorbecken im Freibad vor, gegen das auch Walter Kogler-Strommer keinen Einwand hatte. Vor fünf Jahren hatte er noch ein Hallenbad gefordert, nun sei er aber als Realist davon abgekommen, weil es budgetär einfach „nicht drinnen ist“. 

Hier brachte sich erstmals auch Stefan Grusch, Bezirkshauptmann in Gmünd, in die Diskussion ein. Er legte ein „klares Bekenntnis“ zum Naturbad ab, weil, „wenn man sich Flugaufnahmen von Horn anschaut, ohnehin schon genug Chlorbecken in den Gärten stehen“. 

Jürgen Maier lehnte einen momentanen Neubau eines Hallenbades allein schon aus finanzieller Sicht ab: „Das wäre eine Budgetbelastung von 700.000 Euro im Jahr, dazu käme eine Verdoppelung des Schuldenstandes, da könnten wir sonst kaum noch etwas machen. Es geht einfach nicht. Sollte allerdings ein privater Investor kommen, kann man sicher darüber reden.“ 

 


Enttäuscht zeigte sich Leopold Mayerhofer darüber, dass relativ wenig über KULTURELLES in den Wahlprogrammen steht. 

Hier waren sich die Kandidaten einig: Horn ist Kulturstadt, es geschieht wahnsinnig viel und ist auf dem Gebiet bestens aufgestellt. Für die Politiker passt der Status quo.

 

 Beim Thema VERKEHR konnte Maier mit der von ihm stark forcierten Direktanbindung von Horn an die Franz-Josefs-Bahn (unter einer Stunde im Railjet ohne Umsteigen nach Wien) punkten, Stepan möchte sowohl den Bahn- als auch den Straßenausbau vorantreiben, Kofler möchte alles forcieren „was uns verbindet“ und Kogler-Strommer verwies auf das 365-Euro-Ticket. 

Und schließlich stand noch das Thema KLIMA auf der Diskussionsliste. Hier freute sich Walter Kogler-Strommer, dass viele Ideen der Grünen (plastikfreies Horn, Radwege, ...) umgesetzt wurden, forderte mehr naturbelassen Flächen wie die Taffainseln, die man durch Aufbringen von Blumensamen verschönern könnte, sowie nachhaltige Aktivitäten. 

 

Marco Stepan will, dass die Gemeinde auf diesem Gebiet bespielgebend und bewusstseinsbildend vorangeht.

 

Jürgen Maier möchte, dass „die Stadt tut, was sie tun kann“ und brachte dafür etwa die Verbesserung des Kleinklimas (Dachbegrünung, Baumpflanzung) und die Stromerzeugung durch Photovoltaik als Beispiele.

In der Schlussrunde brachten dann nach fast drei Stunden Diskussion die Kandidaten ihre Mandatsvorstellungen: ÖVP - 19 Mandate halten, SPÖ plus 1, FPÖ plus 1 und Grüne plus 1. 

 

Der inoffizielle Teil dauerte dann etwas länger, hatte man doch genug zu diskutieren ...

 

Text und Bilder: Josef Pfleger