Das Horner Museum birgt viele ganz besondere Exponate, hinter denen sich einzigartige Geschichten verbergen, die sie interessant machen. Wir haben daher den ehemaligen Kustos Wolfgang Andraschek gebeten, uns einige dieser "Geheimnisse" zu verraten - was er gerne machte. Wöchentlich werden wir nun eines dieser Ausstellungsstücke vor den Vorhang holen.
Teil 4: Das Kreuz, das angeblich blutete

Das "wundertätige Kreuz von Horn" zeigt den gekreuzigten Christus, darüber Gottvater und den Heiligen Geist. Darunter sind zwei Stifterfiguren in der Tracht des frühen 17. Jahrhunderts zu sehen. Es trägt die Jahreszahl 1618 und könnte durchaus ein Epitaph gewesen sein - also ein Gedächtnismal für einen Verstorbenen, das beispielsweise an einer Kirchenmauer aufgestellt war. Epitaph heißt so viel wie "zum Grab gehörend".
Es stammt aus Norddeutschland und wurde vom einstigen Besitzer der Herrschaft Horn, Sigismund Graf Kurz, dem Horner Piaristenorden übergeben.
Es wurde der Überlieferung nach vom Sohn eines Predigers aus Rautenberg bei Hildesheim mit einem Gewehr beschossen.
Sehr zum Leidwesen - auch von Wolfgang Andraschek - wurde das Loch auf der Vorderseite "restauriert", sodass man es kaum mehr erkennen kann.

Das Ausschussloch auf dem rechten Kreuzarm auf der Rückseite ist dagegen noch recht gut zu sehen.
Und um dieses Schussloch geht es: Kurz nach dem "Attentat" verbreitete sich die Mär, dass das Kreuz, sprich die Schusswunde, oft zu bluten beginne - und schon war das "wundertätige Kreuz von
Horn" geboren. Es wurde angeblich zu einer Pilgerstätte und einer guten Einnahmequelle für den Orden.
Das Kreuz hängt in der ehemaligen Bürgerspitalkapelle des Museums und ist garantiert nicht zu übersehen. Sie sollten es gesehen haben, um darüber erzählen zu können ...
Das Museum hat für Sie vom 1. April bis 15. November 2025 von Dienstag bis Sonntag von 10:00 bis 16:00 Uhr geöffnet.
Montag ist Ruhetag.
JKP