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Sakrale Kleinkunst - mit einem "erzkatholischen Talisman" auf der Walz

Man möchte gar nicht glauben, an wie viele sakrale Gegenstände aus dem täglichen Leben ältere Semester erinnert werden werden, wenn sie sich die Mikroausstellung "Sakrale Kleinkunst" von Maria Allinger im Museum Horn anschauen.

Sie wird am Sonntag, 24. April 2024, um 13 Uhr eröffnet und bis Mitte Juni zu sehen sein.

Für jüngere Semester wird es wohl offene Münder geben, wenn sie erfahren, was noch vor rund 50 Jahren so gang und gäbe war.

Alle Bilder: © Josef Pfleger
Alle Bilder: © Josef Pfleger

Ein ganz besonderes Gustostückerl ist dabei der nur wenige Zentimeter große Wanderaltar, den  Alois Navratil, der Vater von Maria Allinger, stets bei sich hatte, wenn er auf der Walz war. Die Muttergottes mit dem Jesuskind war für ihn gleichzeitig ein "Altar", den er am Abend in seiner Schlafstätte aufstellen konnte, um zu Maria und ihrem Sohn zu beten. Gleichzeitig hatte die Statue die Funktion eines Beschützers für den Besitzer, der fest an die positiven Auswirkungen glaubte - also ein "erzkatholischer Talisman" auf der Walz mit zauberkräftigen, Glück bringenden Eigenschaften.

Talismane und Amulette gibt es praktisch seit ewigen Zeiten: "In arabischen Erzählungen spielt der Talisman eine wichtige Rolle. Ähnliche Gegenstände waren der Skarabäus der Ägypter, die Abraxasgemme der Gnostiker, die Alraune und der Allermannsharnisch des Mittelalters, der Siegesstein der Wielandsage und das meist mit magischen Zeichen und Sprüchen beschriebene Amulett. Zu den verbreitetsten Talismanen des chinesischen Kulturkreises zählt das Ruyi-Zepter", heißt es etwa in Wikipedia.

Den Köcher für die Statue hat Alois Navratil übrigens selbst gedrechselt.

 

Einen Rosenkranz zu besitzen, war für Katholiken ein absolutes Muss, ihn  in der Fasten- und Adventzeit zu beten zumindest eine wöchentliche Pflicht.  

Interessant dabei war - der Autor kennt das noch von seiner Mutter -, dass die Wirksamkeit der Gebete auch eng mit dem örtlichen Erwerb in Verbindung gebracht wurde ... 

 

... - also: je "heiliger" der Ort, desto besser!

Der weiße Rosenkranz stammt noch von den Standeln in Maria Dreieichen, der rote wurde im Marien-Erscheinungssort  Medjugorje vor wenigen Jahren erworben.

Der Aberglaube - das darf man hier wohl sagen - hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.

 


Sollten sie das Rosenkranzgebet vergessen haben und es wieder lernen wollen, dann finden Sie es unter diesem Link → Wie bete ich den Rosenkranz?

 

Für die Taufpaten war es Pflicht, Taufbücher in dieser Form zu schenken. In einer Schachtel (links) war das Taufbild (Mitte), auf dem auf der Rückseite ein Kuvert mit einer "Taufbestätigung" inklusive des Namens des Paten/der Patin aufgeklebt war (rechts).

 

Ein meist nicht gerade billiges Firmungs-Gedenkbuch mit Gedenkblatt mit dem Namen des Paten/der Patin war als Geschenk ebenfalls Usus.

 

Ein "Pater noster"- oder ein "Ave Maria"- Bild durfte in keinem katholischen Haus fehlen. 

Auf einem solchen Bild war das "Vater unser" oder das "Gegrüßet seist du Maria" mit Bildern aus der Bibel und dem entsprechenden Bildtext dargestellt.

Dieses wunderschöne Exemplar ist im Besitz von Maria Allinger, die ihre kleinen Schätze in der Mikroausstellung zeigt.

 

Auch die Leihgabe von Helga Feyrer, ein "Weihwasserbrunnen", hing früher in jedem Schlafzimmer, um sich vor dem Schlafengehen und nach dem Aufstehen mit Weihwasser bekreuzigen zu können. Dieser stammt aus dem Schlafzimmer ihrer Mutter Herta Becker.

 

Das Wachsstöckel (hier eine Kerze in Bibelform), das man früher oft von einer Wallfahrt mit nach Hause brachte,  wird man allerdings nicht in der Mikro-Vitrine zu sehen zu bekommen - bei Sonneneinstrahlung würde es nämlich schmelzen.

 

Aber sonst ist da noch einiges zu sehen - mit ganz viel historischem Hintergrund.

Um mit Karl Farkas zu sprechen: "Schauen Sie sich das an!"