Das Große Erdbeben am 6. Februar 2023 in der Türkei und in Syrien hinterließ ein grausames Bild der Verwüstung: Zerstörte Häuser, Tote und Verletzte. "Es fehlen nur noch Flachfeuer und Artillerie - dann wär's wie im Krieg", so Oberst Erwin Richter über seine Eindrücke.
Oberst Richters Vortrag am 5. April 2023 im Museum Horn über den Hilfseinsatz des Österreichischen Bundesheeres in der Türkei war vom Feinsten und spannte den Bogen von den Erdbebenarten über den tektonischen Aufbau der Erde, das Epizentrum des Bebens über die Auswirkungen bis hin zu den baulichen Ursachen als Grund für die vielen Opfer.
Im Zweiten Teil erklärte er die Aufgaben des Österreichischen Bundesheeres bei Katastropheneinsätzen im Ausland, bei denen die Fäden im ABC-Abwehrzentrum in Korneuburg zusammenlaufen.
Oberst Erwin Richter, Leiter Weiterentwicklung & höhere Fachausbildung an der ABC-Abwehrschule in Korneuburg, war in die Planung und Durchführung des Einsatzes involviert - dementsprechend fundiert waren seine Ausführungen.
Gleich zu Beginn des Vortrages begrüßte Museumsleiter Anton Mück die Gäste, stellte Oberst Erwin Richter vor und führte kurz in die Materie ein.
Die weit über 100 Folien trugen wesentlich zum leichteren Verstehen des Inhalts bei, hier etwa die Arten der seismischen Erschütterungen ...
... oder die Epizentren der vielen Beben im Katastrophengebiet.
"Bevor so ein Einsatz befohlen wird, sind österreichweit eine Handvoll Soldaten, die für die Lagebeurteilung zuständig sind, ständig abrufbereit. Sie sind binnen Stunden im Katastrophengebiet, schauen, was passiert ist und was gebraucht wird", so Richter.
Wenn von der Regierung ein Einsatz - ein solcher ist erst nach einer Hilfsanforderung des betroffenen Landes möglich - befohlen wird, kommt die "Maschinerie" der AFDRU (Austrian Forces Disaster Relief Unit) ins Rollen.
Dieses Mal erfolgte die Alarmierung bereits am 6. Februar, dem Tag des Erdbebens, ...
.... am 7. Februar wurde das Vorkommando in die Türkei verlegt. Beim zweiten Fug wurden dann rund 40 Tonnen Material - von den Zelten über die Presslufthämmer bis hin zu den Fahrzeugen und der Verpflegung war alles dabei - mitgenommen.
Insgesamt waren 82 Personen, 3 Notarztteams und 6 Rettungshunde im Einsatzgebiet.
So richtig Freude kam bei Erwin Richter auf, als er von den 9 Menschen, darunter ein kleines Mädchen, die von den österreichischen Einsatzkräften gerettet wurden, berichtete.
Die Einsatzbilanz mit Stand vom 28. Februar 2023
Diese Bilder stammen von den österreichischen Einsatzkräften (© Bundesheer)
Solche internationalen Einsätze waren seit 1988 13-mal notwendig: 6 bei Erdbebenkatastrophen, 7-mal war Wasseraufbereitung gefragt.
Initiiert hatte den Vortag von Oberst Erwin Richter (re.) der Museumsmitarbeiter und ehemalige Kommandant des Truppenübungsplatzes Allentsteig Oberst i. R. Josef Fritz (li.)
Nach dem kräftigen Applaus der Zuhörer gab es als kleines Dankeschön eine Flasche Horner Gin.
Alle Bilder (außer ÖBH): Josef Pfleger