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Gegenderte Wörter – jeder Versuch ist bisher kläglich gescheitert

Wieder einmal fliegen die Gender-Fetzen: ORF-Anchorman Armin Wolf und einige seiner Kollegen und Kolleginnen verwenden seit kurzem in der ZIB gegenderte Sprache mittels Sprechpause (z. B.: Krankenpfleger innen – also kurze Sprechpause zwischen Krankenpfleger und innen -, schriftlich oft auch mit einem Sternchen gekennzeichnet = Krankenpfleger*innen).

In einem Gastkommentar in der „Presse“ (9. März 2021) zitiert die Chefredakteurin des österreich-jüdisches Magazins „NU“ Andrea Schurian den Wiener Philosophen Konrad Paul Liessman vorab aus der Ende März erscheinenden Ausgabe folgendermaßen:  „Ich werde den Gedanken nicht los, dass es bei diesem doch eher peinlichen Gestammel weniger um die weiblichen oder queeren Adressaten als um moralische Selbstgefälligkeit geht und darum zu zeigen, dass man die politisch korrekte Fassade auch in der ,ZiB‘ aufrechthält“ ... „Ich empfinde diese Präsentation von moralischer Eitelkeit in öffentlichen Medien auch aus ästhetischen Gründen als sehr unangenehm, anbiedernd, geradezu ekelhaft.“

 

Er brauchte auf kräftige Antwort nicht lange warten.

 

Jede Variante ... ist besser als das ignorante generische Maskulinum. ... Und im Fernsehen werde ich – bis ich auf etwas Besseres komme – mehrere Varianten mischen: Beide Pluralformen, wo es problemlos geht, gegen das Klischee formulierte Mehrzahlen, geschlechtsneutrale Formulierungen, das generische Femininum und immer wiedermal auch Professor[minimale Pause]innen. Auf die Gefahr hin, dass es Herrn Professor Liessmann beim Glottisschlag (Anm.: die kurze Pause) so richtig ekelt. Ich fürchte, da muss der Mann durch“, so Wolf in einem Blog vom 11. März 2021.

 

Ziemlich erstaunlich ist dagegen, dass etwa Armin Thurnher, seines Zeichens Chefredakteur des linkslinken „Falters“, das Binnen-I, den Unterstrich oder das Sternchen strikt ablehnt – kommt doch die Forderung nach lückenlosem Gendern gerade aus dem linken Eck.

 

Ebenfalls erstaunlich ist, dass Christian Högl, ehemaliger Obmann der Homosexuellen Initiative (Hosi) Wien, in einem lesenswerten Kommentar in der „Presse“ schreibt: „Die Zurschaustellung des Genderns ist eine Sollbruchstelle: Hier die moralisch Guten, dort die Verwerflichen. Mag sein, dass das geschriebene Binnen-I oder der Asterisk (Anm.: das Sternchen) und die Gender-Sprechpause der einen oder dem anderen stärker ins Bewusstsein ruft, dass auch Frauen angesprochen sind. Jene, die schon im Boot sitzen, brauchen wir aber nicht zu überzeugen, allerdings werden wir jene, die wir gerne gewinnen würden, durch eine polarisierende Sprache noch weiter von uns stoßen. Ganz abgesehen davon, dass diese Schreib- und Sprechweisen der Verständlichkeit von Texten nicht dienlich sind. Sie lenken vom Inhalt ab und sorgen auch gar nicht so selten für Missverständnisse.

  •  Für mich bleibt klar: Kein Gender-Wort mit Binnen-I, Unterstrich oder Sternchen kann korrekt gelesen, geschweige denn vorgelesen werden. Kein Gender-Wort steht im Österreichischen Wörterbuch, dessen Schreibweise der Wörter – zumindest amtlich (auch für Lehrerinnen und Lehrer) – verpflichtend ist. Daher sind solche Genderwörter schlichtweg abzulehnen.
  • Klar ist für mich auch, dass bisher keine für alle zufrieden stellende Form des schriftlichen Genderns gefunden werden konnte.
  • Jeder Versuch des allgemein gültigen Genderns ist bisher kläglich gescheitert.
  •  Für mich lautet korrektes Gendern (wenn das generische Maskulinum zu wenig erscheint): „Liebe Leserinnen und Leser“, die „Ärzte und Arztinnen“ oder die „Journalistinnen und Journalisten“.
  • Für mich ist daher auch klar, dass ich bei der bisher korrekten Schreibweise inklusive generischem Maskulinum bleiben werde. 

 

 

 

 Abschließend sei noch die Journalistin Andrea Schurian zitiert, die in dem bereits erwähnten Kommentar in der „Presse“ schreibt: „... ich will in keinem stillen Sprachloch verschwinden oder der Appendix einer Atempause sein.“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

 

Josef Pfleger